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Hannes Androsch: Klare Worte zum 85er

Kommenden Dienstag feiert der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister Hannes Androsch 85. Geburtstag. Androsch zeichnet im ORF Steiermark-Interview ein wenig optimistisches Bild für die Zukunft Österreichs und macht sich große Sorgen um seine politische Heimat – die SPÖ.

Hannes Androsch ist nach wie vor als Unternehmer und Investor vor allem auch in der Steiermark aktiv. Für die Lagebestimmung von Nation und SPÖ brauchte Androsch im Interview mit dem ORF Steiermark eigentlich nur wenige, dafür aber sehr deutliche Worte.

Hannes Androsch im Gespräch

Am Dienstag feiert der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister Hannes Androsch seinen 85. Geburtstag. Androsch, der heute noch immer als Unternehmer und Investor – vor allem auch in der Steiermark – aktiv ist, zeichnet im Interview mit ORF Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller ein wenig optimistisches Bild für die Zukunft Österreichs, und er macht sich auch große Sorge um seine politische Heimat – die SPÖ.

Zur SPÖ: „Erschreckend“

„Erschreckend“ lautet die erste Diagnose. Damit meint Hannes Androsch die aktuelle Situation seiner Partei. Der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister von 1970 bis 1981 in der SPÖ Alleinregierung unter Bruno Kreisky, vermisst in der aktuellen Führungsdebatte eine Diskussion über die künftige Ausrichtung der SPÖ. „Auch in den letzten Wochen war nur: Wer kann was werden? Wer soll was werden, wer nicht? Aber wofür wer das werden soll, ist für niemand gesagt“, so Androsch.

Ob er die amtierende Parteichefin Pamela Wagner oder einen der beiden Herausforderer unterstützt, verriet Hannes Androsch nicht. Wichtig sei ihm nur, dass es nach der Mitgliederbefragung und dem Parteitag am 3. Juni rasch gelingt, die Partei wieder zu einen.

Zur Lage der Nation: „Besorgniserregend“

Denn es gebe in Österreich genug zu tun, so Androsch. Der Zustand des Landes sei nämlich „besorgniserregend, weil wir mit den Umwälzungen, Schocks, Krisen schlecht zurecht kommen als vergleichbare Länder. Das ist in der Sache schlecht und führt zu nicht erfreulichen politischen, innenpolitischen Veränderungen. Und aus diesem in der Sackgasse im Kreis Fahren müssten wir schleunigst herauskommen“, sagte Androsch.

„Mit Schmerzmitteln kaschieren“

Vor allem die Maßnahmen gegen die hohe Teuerung mit Einmalzahlungen beziehungsweise zahlreichen neuen Unterstützungsleistungen vonseiten des Staates seien der falsche Weg gewesen, sagte der ehemalige Finanzminister.

„Jetzt wollte man mit Schmerzmitteln das zudecken, um die eigene Orientierungs- und Hilflosigkeit zu kaschieren. Und das hat dazu geführt, dass wir eine hausgemachte Inflation beträchtlichen Ausmaßes kreiert haben. Das führt jetzt noch zu Zweitrundeneffekten in den Lohnrunden und verlängert die hohe Inflation. Und das war in meinen Augen ein falscher Weg und hat außerdem die Staatsfinanzen in Schieflage gebracht“, konstatiert Androsch.