Arzt hält ein Stethoskop
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Gesundheitssystem: Hilfspaket versprochen

Das steirische Gesundheitssystem krankt an vielen Problemen. Während es Bettensperren, vielen Forderungen und einige Lösungsvorschläge gibt, kündigte Gesundheitslandesrätin Julian Bogner-Strauß (ÖVP) am Mittwoch ein Maßnahmenpaket innerhalb der nächsten zwei Wochen an.

Man sei dabei, Lösungen bereitzustellen, sagte Bogner-Strauß: „Wir werden innerhalb der nächsten zwei Wochen ein großes Maßnahmenpaket präsentieren, wo es vor allem um die interne Medizin geht, wo es vor allem um das Universitätsklinikum geht, wo vier bis fünf Punkte präsentiert werden, die ich mit Experten und Expertinnen durchgesprochen habe und wo ich doch denke, dass es ein großer Schritt vorwärts sein wird. Und außerdem ist jetzt auch von der Landesregierung die Aufforderung an die KAGes ergangen, in Gehaltsverhandlungen für die Pflege, aber auch für die Ärzte und Ärztinnen einzusteigen.“

„Da braucht es Gespräche“

Es gehe um Ausbildung, aber auch darum, das Personal zu halten, sagte Bogner-Strauß: „Es gibt zwei Punkte, die wichtig sind: Erstens einmal mehr auszubilden, auch der Ruf nach mehr Studienplätzen. Auf der anderen Seite geht es vor allem darum, das Personal zu halten, das wir haben. Und da braucht es Gespräche. Und das versuche ich derzeit wirklich fast im Wochentakt zu machen. Und wir versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden.“

Gesundheitsexperte zeigt Lösungen auf

Personalmangel, Bettensperren, überlaufene Ambulanzen, lange Wartezeiten für Arzttermine, schwierige Zusammenarbeit zwischen Spitälern und niedergelassenen Ärzten – die Probleme im steirischen Gesundheitssystem sind mannigfaltig.

Der Grazer Gesundheitsexperte Christoph Pammer zeigte am Mittwoch im Interview mit dem ORF Steiermark Lösungswege auf. „Die Gesundheitspolitik ist in Österreich, wenn man es runterbricht, eine stark befahrene Autobahn zwischen den Ländern, den Sozialversicherungen und der Ärztekammer, die bei vielen Entscheidungen eine Sperrminorität hat. Man soll die guten Sachen an dieser Kooperation nicht über Bord werfen und beispielsweise eine dieser drei Gruppen für Probleme oder den Reformstau verantwortlich machen; man muss alle ins Boot holen. Aber die anderen Länder, die das wesentlich besser machen, zeichnen sich dadurch aus, dass sie beispielsweise den niedergelassenen und den Spitalsbereich aus einer Hand finanzieren und steuern können“, betonte Pammer.

Zentralstaatlich gesteuertes Gesundheitssystem

Welche Strukturen wären nötig, um diese jetzt getrennten Bereiche Spitalswesen und Niedergelassene zu vereinen und sozusagen gemeinsam in eine Zukunft zu steuern? „Alle angelsächsischen Länder verfügen über ein sogenanntes zentralstaatlich gesteuertes Gesundheitssystem. Dahinter steckt die Tatsache, dass dann der niedergelassene und der Spitalsbereich aus einer Hand finanziert werden können. Die konkreten Auswirkungen auf der institutionellen Ebene, die können ja Österreich-spezifisch werden. Ich kann da als Fachmann auf der Datenebene etwas sagen, was da gemacht werden müsste, denn da ist es ganz einfach: Man müsste die Behandlungen im niedergelassenen Bereich mit der Sozialversicherungsnummer verknüpfen können. Dann könnte man auch die entsprechenden Spitalsbehandlungen pro Patient sehen und endlich mehr wissen über die Qualität in unserem System.“

Dänemark als Beispiel

Ein Beispiel ist Dänemark, wo es in den letzten Jahren zu einer Verbindung dieser beiden Bereiche gekommen ist: „Das Interessante: Schon vor 15, 20 Jahren haben sie es geschafft – unter starker Beteiligung der Bevölkerung – die Spitalsbetten zu halbieren. Also wir haben jetzt ein Problem im Spitalsbereich, aber nicht nur.“

Es liege nahe zu sagen, man wolle die Betten dort erhalten und das Personalproblem lösen – „aber wir müssen auch sagen, wir sind in dem Land, das weltweit zu den stärksten im Spitalsbereich gehört. Das heißt, wir bauen unsere Versorgungsqualität auf die Qualität, die im Spital geleistet wird, auf. Und alle Länder, die das anders machen, produzieren wesentlich günstigere und bessere Versorgung, wenn sie den Schwerpunkt auf den niedergelassenen Bereich legen“, betonte Pammer.