Ein Nachbar war gegen 6.00 Uhr durch Hilfeschreie aufmerksam geworden und hatte die offene Tür zur Wohnung der Frau in der Grazer Ekkehard-Hauer-Siedlung bemerkt und nachgesehen. Als er die Schwerverletzte sah, alarmierte er die Polizei. Trotz sofort eingeleiteter Wiederbelebungsmaßnahmen starb die 39-Jährige.
„Aufgrund der Spurenlage und des Verletzungsbildes müssen wir von einem Gewaltverbrechen ausgehen“, so Polizeisprecher Fritz Grundnig. Die Frau war mit einem 28-Jährigen in einer Beziehung, er dürfte aber nicht bei ihr gewohnt haben – der Mann gilt als dringend tatverdächtig.
Laut Grundnig ergriff er „nach der Tat offenbar die Flucht – er ist mit dem Auto davongefahren und hat auf dieser Flucht in der Straßgangerstraße einen Verkehrsunfall verursacht“. Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, handelte der 28-Jährige in suizidaler Absicht, das Auto soll seinem Vater gehören.
Unfallgegner tödlich verletzt
Der Unfallgegner – ein 31-jähriger Grazer – erlitt bei dem Frontalzusammenstoß tödliche Verletzungen. Der 28-Jährige – er stammt aus Oberösterreich – wurde bei dem Unfall ebenfalls verletzt, in künstlichen Tiefschlaf versetzt und ins Krankenhaus gebracht. Er konnte noch nicht einvernommen werden.
Befragungen und Obduktion sollen Hintergründe klären
Die Hintergründe sind noch unklar, Ermittlungen laufen: „Es sind offensichtlich Stichverletzungen vorhanden, genaue Details werden die Gerichtsmedizin bzw. die Spurenauswertung bringen“, so Grundnig. Am Leichnam der 39-Jährigen soll nun eine Obduktion durchgeführt werden, Tatwaffe könnte ein Messer sein, das sichergestellt wurde. Auch sollen Befragungen des Umfeldes nähere Erkenntnisse bringen. Es handelt sich um den neunten Femizid heuer in Österreich.
Tödlicher Unfall auf Flucht nach Frauenmord
Ein 28-Jähriger steht unter dringendem Tatverdacht, in Graz seine 39-jährige Lebensgefährtin ermordet zu haben. Auf der Flucht verursachte er dann in suizidaler Absicht einen tödlichen Verkehrsunfall.
Ausmaß der Gewalt in Österreich „extrem hoch“
Rund 30 Morde und fast doppelt so viele Mordversuche an Frauen werden Jahr für Jahr in Österreich verzeichnet – Österreich gehört damit nach Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat zu den Ländern, in welchen mehr Frauen als Männer Gewaltverbrechen zum Opfer fallen.
Charakteristisch für den Tatbestand Femizid ist auch, dass die Täter durchaus auch schon polizeilich erfasst sein können, und sie stehen zu den Frauen, denen sie Gewalt antun, in einem Beziehungs- oder Familienverhältnis.
Notrufnummern
- Frauenhelpline: 0800 222555
- Frauenhäuser: 0316 429900
- Polizei: 133
weiters:
- Telefonseelsorge: Tel. 142 (ohne Vorwahl)
- Rat auf Draht: Tel. 147 (ohne Vorwahl)
- Männernotruf: 0800 246 247
Darüber hinaus gibt es für Menschen in seelischen Ausnahmezuständen Anlaufstellen, die rasch und unkompliziert Hilfe anbieten, sowie zahlreiche Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen, aber auch für Männer, die Rat brauchen.