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ORF.at/Georg Hummer
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Gericht

VW-Prozess in Leoben: Betroffene am Wort

Seit im Jahr 2015 in den USA der VW-Abgasskandal aufgeflogen ist, warten auch in Österreich tausende Betroffene auf Entschädigungen. Beim Zivilprozess in Leoben kommen am Dienstag nun erstmals Geschädigte zu Wort.

Es geht bei dem Verfahren in der Obersteiermark um 640 Betroffene und einen Schaden von rund 3,9 Mio. Euro, der laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) – er führt die Sammelklage – in der Wertminderung von 20 Prozent des Kaufpreises liegt. Das Verfahren ist eine von 16 Klagen, die im Auftrag von Sozialministerium (BMSGPK) und Bundesarbeitskammer (BAK) bei den jeweiligen Landesgerichten Österreichs eingebracht wurden – insgesamt beträgt der Streitwert dieser Sammelklage 60 Mio. Euro, rund 10.000 Geschädigte werden dabei vom VKI bei Gericht vertreten.

Forderung: 20 Prozent vom Neupreis

In Leoben werden nun erstmals betroffene Autokäuferinnen und -käufer von einem Richter befragt – sie fordern eben jene 20 Prozent des Neupreises ihrer jeweils gekauften Fahrzeuge als Entschädigung für den Wertverlust und die weiteren Unannehmlichkeiten, die ihnen entstanden sind. Hoffnung gibt ihnen dabei ein Urteil des Obersten Gerichtshofs in einem ähnlichen Fall, das diesen Anspruch als gerechtfertigt erkannte.

Insgesamt sagen in Leoben rund 20 Betroffene aus – sie stehen quasi repräsentativ für alle Betroffenen im Zuständigkeitsbereich des Landesgerichts; danach soll es ein Urteil geben, ob die Ansprüche gerechtfertigt sind oder eben nicht.

„Bei uns wird das einfach hinausgezögert“

Was viele hier besonders ärgert: In den USA und in Deutschland hat sich VW bereits mit fast allen Betroffenen geeinigt und bezahlt – in Österreich hingegen wollte der Konzern zunächst weder den Gerichtsstand noch den Schaden anerkennen. „Bei uns wird das einfach hinausgezögert, man sucht immer ein Haar in der Suppe. Da kommt man sich vor wie ein Zweiter-Klasse-Mensch“, schildert die Geschädigte Jasminka Arzberger.

Doch jetzt hofft der VKI auf neue Bewegung in der Causa: denn das Argument von VW, man habe mit einem Software-Update den Schaden angeblich behoben, wurde eben vor Kurzem vom Europäischen Gerichtshof abgeschmettert.

Sicher nicht das letzte Urteil gesprochen

Sollte das Urteil nun im Sinne der Betroffenen ausgehen, dürfte aber trotzdem nicht sofort Geld fließen, denn VW kündigte bereits an, dass man definitiv durch alle Instanzen gehen wolle. Der Anwalt des VKI geht davon aus, dass es noch Jahre dauern werde, bis die Betroffenen tatsächlich Entschädigungen bekommen.​