Die Justizanstalt Leoben von außen
ORF
ORF
Gericht

Tannenhof-Prozess fortgesetzt

Der Prozess um die zahlreichen CoV-Toten und -Erkrankten im Pflegeheim Tannenhof in St. Lorenzen im Mürztal ist am Mittwoch in Leoben mit der Befragung der fünf Angeklagten fortgesetzt worden. Leitende Mitarbeiter verantworten sich wegen vorsätzlicher Gefährdung.

Ende 2020 sind in dem Pflegeheim 18 der knapp 50 Heimbewohner an oder mit Corona verstorben. Alle fünf Angeklagten haben sich am Dienstag bereits nicht schuldig bekannt.

Die Befragung des ehemaligen Heimleiters hat am Mittwoch ein Bild von chaotischen Zuständen im Heim ergeben – befragt nach der Durchführung von Coronatests meinte der Angeklagte, man habe die beim Land bestellten Tests für Mitarbeiter und Heimbewohner verwendet – je nach Verdacht. Als die Richterin ihn fragte, ob nur bei Verdachtsfällen getestet wurde, gab er die Verantwortung dafür ab und meinte dafür und auch für das Contact-Tracing sei die Pflegedienstleitung zuständig gewesen.

Speisesaal für Kranke freigemacht

Ein Schutzkonzept sei nach Monaten von einem anderen Heim übernommen worden, eine Hygienefachkraft habe es nicht gegeben. Als die Coronafälle dann vermehrt aufgetreten seien, hätte das Konzept nicht mehr angewendet werden können, weil die Räumlichkeiten für die Trennung gar nicht vorhanden gewesen seien, so der ehemalige Heimleiter; auch den Speisesaal habe man für Kranke freigemacht.

In der Anklage, die die Staatsanwältin am Dienstag nicht vorgetragen hatte, steht, es habe eine Weisung gegeben, Infizierte und Gesunde nicht zu trennen. Das wurde beim Prozess am Mittwoch nicht thematisiert – die Staatsanwältin hatte an den Angeklagten keine Fragen.

Fortsetzung am 22. Mai

Ein Verteidiger führte ins Treffen, dass Zeugen gesehen haben wollen, dass Schutzkleidung ausgezogen, gewendet und nochmals verwendet worden sei – das sei ihm nie aufgefallen, meinte der ehemalige Heimleiter.

Als Ende November 2020 dann das Bundesheer eingeschritten sei und im Heim ausgeholfen habe, habe er das Heim nicht mehr betreten dürfen. Die beiden Mitglieder der Geschäftsführung verweigerten die Aussage. Der Prozess wird am 22. Mai mit der Befragung weiterer Angeklagter fortgesetzt.