Regentropfen bilden Blasen und Spritzer in einer Lacke am Mittwoch
APA/BARBARA GINDL
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Chronik

Das Regenwetter ist Fluch und Segen zugleich

Das langanhaltende Regenwetter beeinflusst verschiedene Bereiche unterschiedlich. Für die Landwirtschaft ist es ein zweischneidiges Schwert. Auch die Feuerwehr steht Herausforderungen gegenüber – unter anderem in Oberhaag, wo ein Steinbruch ausgepumpt werden muss.

Spricht man mit Expertinnen und Experten der Landwirtschaftskammer Steiermark, zeigt sich: Es gibt fast in allen Bereichen ein lachendes und ein weinendes Auge hinsichtlich der anhaltenden Regenfälle. Immerhin gäbe es heuer keine so extreme Trockenheit, wie vergangenes Jahr.

Das tue dem Obstbau gut, so Herbert Muster. Dennoch sieht er kleinere Herausforderungen auf seine Branche zukommen: „Die Obstbäume werden nicht darunter massiv leiden. Es ist für den Pflanzenschutz ein Problem. Die Bäume müssen natürlich gegen Pilzkrankheiten geschützt werden und gerade in Hanglagen wird die Befahrbarkeit der Flächen natürlich zum Problem.“

Ernte durch Regenfälle erschwert

Voll im Gange ist derzeit die Spargelernte. „Der Regen wirkt sich jetzt nicht negativ auf den Spargel und auf die Qualität aus. Es geht um die Temperatur. Natürlich würde es mehr Spargel geben, wenn es wärmer wäre. Was natürlich zu erwähnen ist: Bei Regenwetter wird der Spargel trotzdem geerntet, das ist aber beschwerlich“, sagte Gartenbauexpertin Hemma Reicher.

Ebenfalls im Gange ist die Zeit des Grünschnitts für Rinderbauern und -bäuerinnen. Hier bringe die anhaltende Feuchtigkeit nicht nur Positives, erklärte Rudolf Grabner: „Einige Betriebe haben den ersten Schnitt eingebracht und andere sind in den Startlöchern und warten jetzt, bis das Wetter wieder schöner wird. Dann wird mit der Ernte begonnen. Das kleine Aber dabei ist, dass eben durch die Ernte, – die sich jetzt verzögern wird – durch die viele Feuchtigkeit und durch den vielen Regen dann die Qualität des Futters negativ beeinflusst wird.“ Man hoffe jetzt auf trockenere Tage, um mit der Ernte beginnen zu können.

Kürbisse haben Probleme bei der Keimung

Die Startbedingungen für den Kürbis seien denkbar schlecht – seit 30 Jahren war es in der wichtigen Anbauphase nicht mehr so kühl und nass. „Sie haben enorme Probleme bei der Keimung, sie sind diese Kälte und Nässe nicht gewöhnt. Die Auswirkung ist, dass sie nicht keimen können und den Pilzen im Boden zum Opfer fallen. Das heißt, aus dem Saatgut wird keine Pflanze. Wir haben sicher Regionen, wo wir große Ausfälle haben werden“, sagte Arno Mayer, Leiter der Pflanzenbauabteilung in der Landwirtschaftskammer.

Ackerflächen können nicht bewirtschaftet werden

Dazu komme, dass ein bewährtes Pflanzenschutzmittel heuer nicht mehr zur Verfügung stehe. Das alternative Mittel könne die Kürbissamen nämlich nicht ausreichend vor eindringenden Bodenpilzen schützen. Laut der eingesetzten Taskforce der Landwirtschaftskammer dürfte bei jenen Flächen, die bereits im April ausgesät wurden, am Ende der Woche absehbar sein, wie groß der Schaden ist.

Aktuell können die Flächen nicht befahren werden, so Mayer am Montag: „Wir haben heute zum Glück ein paar Sonnenstunden. Die sind ganz wichtig, dass das Wasser versickern kann und Luft zum Saatgut kommt, aber die Sorgen sind sehr groß, weil für die nächsten Tage weiter relativ starke Niederschläge kommen werden.“

Im Bezirk Leibnitz steht ein Steinbruch unter Wasser

15 Millionen Liter werden aus Steinbruch gepumpt

Doch nicht nur für Kürbisbauern sind die aktuellen Wetterbedingungen herausfordernd. Der anhaltende Regen versetzt auch die Feuerwehren in Alarmbereitschaft. In Oberhaag im Bezirk Leibnitz steht ein Steinbruch samt Maschinen unter Wasser. 50 Feuerwehrleute von sieben Feuerwehren pumpen am Montag den ganzen Tag über das Wasser in einen naheliegenden Bach – es handelt sich dabei um rund 15 Millionen Liter.

Die Feuerwehr pumpt das Wasser in einen nahegelegenen Bach

Hans Hammer von der Bereichsfeuerwehr Leibnitz schloss am Montag auch weitere Hangrutschungen und Hochwasser in den kommenden Tagen nicht aus: „Das Hochwasser wird weiter steigen. Gestern war es schon sehr knapp bei der Saggau und der Sulm und die Gefahr von Hangrutschungen steigt, weil das Erdreich im steilen Gelände aufgeweicht wird, wenn es morgen wieder so intensiv regnen würde.“ Am meisten Regen gibt es am Dienstag laut Geosphere Austria erneut in der Süd- und Weststeiermark. Bis zu 50 Liter pro Quadratmeter werden erwartet.