Insektenhotel auf Ständer in Garten, im Hintergrund ein Wohnhaus
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Umwelt

Insektenhotels: Bausätze oft unbrauchbar

Seit einigen Jahren erfreuen sich Insektenhotels großer Beliebtheit: Sie sollen dazu dienen, Insekten zu schützen. Viele dieser Bausätze kosten viel Geld und sind laut einem Tierarzt aber unbrauchbar.

Viele würden sich so ein Insektenhotel zulegen in der Annahme, sie machen etwas, das der Umwelt nutzt. Was die meisten aber nicht wissen, ist, dass manche falsch gebauten Insektenhotels den Tieren sogar schaden können.

Obendrein kosten die Insektenhotels viel Geld, obwohl man sie auch selbst basteln könne, wie Imker und Tierarzt Gregor Stanek aus Eibiswald verrät.

Viele Insekten in einem Hotel: Das kann kritisch werden

„Meistens bekommt man Insektenhotels, die für viele Insekten besiedelbar sind. Wenn man den Ohrwurm beispielsweise hernimmt, der haust gerne in Holzwolle oder in Zapfen. Gleichzeitig ist drei Zentimeter daneben der Besiedelungsort für Wildbienen. Der Ohrwurm geht dann aber aus seinem Versteck heraus und holt sich zum Beispiel die Larven oder den Pollen heraus – das heißt, es ist sinnlos, den Feind mit seinem gejagten Tier quasi zu vereinen.“

Auf das Material achten

Außerdem seien sehr oft auch die Bohrungen für die Bienen ungeeignet und somit das Insektenhotel nutzlos, sagt Stanek: „Fichtenhölzer sind ganz schlecht für Wildbienenbohrungen. Es neigt dazu, leichte Fasern zu bilden, die sehr scharf sind – da können sich die Wildbienen mit den Flügeln verletzen, die nehmen es gar nicht an. Das zweite ist die Bohrung selbst: Maximal einen Zentimeter, da geht nichts mehr rein, was größer ist. Man hat irgendwelche Bohrungen, und davon sind vielleicht 20 Prozent besiedelbar.“

Jeder Bewohner braucht andere Voraussetzungen

Neben den vielen Arten und der unbrauchbaren Machart komme noch der Standort dazu, so der Tierarzt: „Für Wildbienen brauchen wir volle Sonne, Florfliegen zum Beispiel brauchen Halbschatten, und der Ohrwurm, der geht am liebsten dorthin, wo es eigentlich recht schattig ist. Das heißt, wir haben eigentlich für alle drei gängigen Arten von Insekten, die dort reingehen, nie den richtigen Standort.“

Insekten mögen „wilden“ Garten

Wie funktioniert also das perfekte Insektenhotel? Stanek hat die Antwort: „Wenn man etwas Gutes tun will, dann auf jeden Fall nur für eine Art! Und dann muss man natürlich auch schauen auf die Qualität der Verarbeitung – das heißt keine rauen Oberflächen bei den Bohrungen, schauen, dass die Löcher wirklich nicht größer als einen Zentimeter sind und dass die Bohrung nur von vorne offen ist. Sonst siedelt sich nichts an.“

Außerdem, so der Experte, helfe das beste Insektenhotel nichts, wenn der Garten steril gehalten wird, also wenn nichts blüht – denn genau das sei es, was die Insekten und Wildbienen brauchen: Gärten, die das ganze Jahr über so wachsen, wie es die Natur vorgesehen hat.