Gericht Leoben
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Chronik

Tannenhof-Prozess fortgesetzt

In Leoben ist am Montag der Prozess rund um die CoV-Toten im Pflegeheim Tannenhof fortgesetzt worden. Fünf ehemalige leitende Mitarbeiter oder Verantwortliche müssen sich wegen der vorsätzlichen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten verantworten – alle fünf fühlen sich nicht schuldig.

Die beiden ehemaligen Mitglieder der Geschäftsführung verweigerten ihre Aussage. Der ehemalige Heimleiter wiederum wies bereits beim letzten Verhandlungstag die Verantwortung für Tests und Schutzkleidung von sich: Dafür sei die Pflegedienstleitung zuständig gewesen – mehr dazu in Tannenhof-Prozess fortgesetzt (3.5.2023).

Am Montag betonte er nun, er habe nie die Anweisung gegeben, Schutzkleidung umzudrehen und nochmals anzuziehen. Vom Verteidiger darauf angesprochen, dass Besucher Mäusekot unter Betten beanstandet hätten, meinte der Angeklagte: „Wir hatten jedes Jahr im Spätsommer eine Maus, 2020 waren es zwei. Sie wurden von Mitarbeitern beim Namen genannt, wurden schließlich aber gefangen.“ Beanstandungen bei Kontrollen habe es nie gegeben, so der ehemalige Heimleiter.

„Nie die berechnete Menge an Schutzausrüstung erhalten“

Die ehemalige Pflegedienstleiterin wies ebenfalls jede Schuld von sich: Sie habe wöchentlich ihren Bedarf an Schutzausrüstung bekannt gegeben, allerdings nie die von ihr berechnete Menge an Schutzausrüstung auch erhalten. Was sie dann getan habe, wollte die Richterin wissen? Es dem Heimleiter gesagt, so die Antwort.

„Um Wirtschaftlichkeit gebeten“

Die Geschäftsführung habe gemeint, die Schutzausrüstung werde nur in kleinen Mengen geliefert, weil sonst der Schwund zu groß sei. Als die Richterin sie darauf ansprach, dass Pflegekräfte angegeben haben, dass Schutzkleidung mehrfach verwendet werden musste, gab die Pflegedienstleiterin zu, dass man aufgrund der Knappheit die Pflegekräfte um Wirtschaftlichkeit bei den Schutzmänteln gebeten habe – sie sollten sie vorsichtig aus- und wieder anziehen und möglichst mit dem eigenen Namen versehen.

Der Prozess rund um die zahlreichen Todesfälle im Pflegeheim Tannenhof in St. Lorenzen im Mürztal wird kommende Woche fortgesetzt. Vorerst sind zahlreiche weitere Verhandlungen bis Ende Juni geplant.