Großeinsatz in Mooskirchen
APA/ERWIN SCHERIAU
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Chronik

Walzl: „Wir greifen gleich zur Pistole“

Familienstreitigkeiten haben am Donnerstag in Mooskirchen im Bezirk Voitsberg zu einem Mord mit anschließendem Suizid geführt. Der Gerichtspsychiater Manfred Walzl sieht eine Häufung solcher Gewalttaten und führt das auf ein Sinken von Hemmschwellen zurück.

Ein 89 Jahre alter Mann erschoss am Donnerstag in Mooskirchen den Schwiegersohn seiner Partnerin und tötete sich anschließend selbst. Jahrelange Streitigkeiten in der Familie dürften zu der Tat geführt haben – mehr dazu in Familienstreitigkeiten führten zu Mord in Mooskirchen.

„Wir sind nicht mehr imstande, Probleme auszutragen“

Das sei leider keine Ausnahme, so der Gerichtspsychiater, „und betrifft bedauerlicherweise auch nicht nur die Steiermark. Das heißt, es kommt zu einer Häufung dieser Bluttaten, die tatsächlich grauenhaft sind, und ich führe das darauf zurück, dass die Hemmschwellen immer geringer werden, teilweise völlig wegfallen. Wir sind nicht mehr imstande, Probleme auszutragen, sondern greifen gleich zum Messer, zur Pistole und versuchen, da eine vermeintliche Lösung herbeizuführen“.

„Es beginnt in der Familie“

Die Ursache sieht Walzl schon im engsten Umkreis: „Das beginnt leider, das muss man wirklich mit aller Deutlichkeit sagen, schon in der Familie: Man kann Probleme heute nicht mehr ausdiskutieren, in der Familie ist die Zeit nicht mehr vorhanden. Wir wissen, dass die durchschnittliche österreichische Familie heute gerade noch 16 Minuten Zeit hat, um miteinander überhaupt zu reden – das ist aber schon wirklich der Durchschnitt, teilweise ist es noch viel weniger. Das ist der eine Faktor. Der zweite Faktor ist, dass unsere Kinder heute mit Gewalt aufwachsen, umgeben von Gewalt im Fernsehen, in all diesen Social Medias. Gewalt wird teilweise verherrlicht: Ich kann da zum Beispiel einen deutschen Rapper nehmen, der sich damit rühmt, gewalttätig zu sein. Das sind lauter Dinge, die dann dazu führen, dass die Hemmschwelle immer niedriger wird.“

„Beim Reden kommen die Leute zusammen“

Diesen Kreislauf zu durchbrechen, werde aber immer schwieriger: „Wir haben ja kaum Zugriff auf die Medien, vor allem auf Social Media. Aber das erste und wichtigste wäre, dass die Familie wieder lernt, miteinander zu reden. Der Steirer sagt ja ‚Beim Reden kommen die Leute zusammen‘, und das, so banal das klingt, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen.“