Kinderarzt mit FFP2 Maske untersucht Buben in Arztpraxis
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Gesundheit

Kindermediziner orten viele Baustellen

Bei einem Kongress der Kinder- und Jugendmediziner in Leoben sind am Donnerstag Forderungen gestellt worden: Dringend nötig seien mehr Prävention bei psychischen Problemen von Jugendlichen, mehr Bewegungseinheiten und ein besseres Arzneimittelmanagement.

Eigentliches Thema der 61. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) in Leoben mit rund 600 Teilnehmenden war die „vernetzte Pädiatrie“.

Im Zentrum stand aber der Austausch über aktuelle Herausforderungen – wie etwa steigende psychische Probleme bei Jugendlichen, Bewegungsmangel und Übergewicht sowie der bereits oft zitierte Fachärztemangel in diesem Bereich.

Zahlen zum Ärztemangel

In ganz Österreich sind 25 Kassenstellen im niedergelassenen Bereich unbesetzt und 44 Fachärztinnenstellen im stationären Bereich, zusätzlich würden insgesamt 169 Stellen aufgrund von Pensionierungen in den nächsten sieben Jahren frei werden, so Reinhold Kerbl, Generalsekretär der ÖGKJ und Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche am LKH Hochsteiermark/Leoben.

Forderung: Besser rüsten

Es gäbe aber weitaus mehr Baustellen in der Kindermedizin, so Kerbl: „Eine der Empfehlungen, die wir abgeben an das öffentliche Gesundheitswesen, ist, dass man sich für die nächsten Winter besser rüstet, was die Arzneimittelversorgung betrifft, dass zum Beispiel nicht wieder die Antibiotika fehlen.“

Und es brauche eine verstärkte Vorsorge bei psychischen Problemen von Jugendlichen, sagte Kerbl: „Wir haben natürlich beträchtliche Probleme bei den Jugendlichen, insbesondere durch die verschiedenen Krisen, also CoV-Krise, aber auch Ukraine-Krieg oder die Angst vor der Klimakatastrophe, die psychische Probleme bei unseren Jugendlichen verursachen, die wir jetzt angehen müssen“, sagte Kerbl.

Bewegung gegen Depressionen

Ein wichtiges Thema seien auch der Bewegungsmangel und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen, so Kerbl weiter: „Bei Bewegung haben wir ein neues Modell entwickelt, die bewegte Schulstunde, wo wirklich täglich eine Bewegungseinheit vorgesehen ist, die kognitive Lerninhalte verbindet mit Bewegung, weil das mehrfach wirksam ist. Es verbessert den Lerneffekt. Es bringt die Kinder immer in Bewegung, verhindert dadurch Übergewicht und die Folgeerkrankungen und ist letztlich ein gutes Antidepressivum, wirkt also auch gegen diese psychischen Belastungen, die wir leider derzeit so stark sehen.“ – mehr dazu in Studie: Tägliche Turnstunde macht Kinder fitter (22.9.2023).

Grundsätzlich brauche es noch mehr Vernetzung zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Kinderchirurgie, der Apothekerkammer sowie Stellen des öffentlichen Gesundheitswesens, um die Baustellen der Kindermedizin in den Griff zu bekommen, so Kerbl.