Bei einer Veranstaltung mit Parteifunktionären im Juli hatte Nehammer die laufende Armutsdebatte als verfehlt kritisiert: Wer etwa zu wenig Geld bei Teilzeit habe, solle eben mehr arbeiten – mehr dazu in „Marie-Antoinette-Moment“ geschaffen (news.ORF.at).
Teilzeitquote hängt an Kinderbetreuung
Für die Leiterin der Abteilung Frauen und Gleichstellung bei der Arbeiterkammer Steiermark, Bernadette Pöcheim, sind solche Aussagen ein Affront: „Also diese Aussage ist wirklich ein Hohn und wirklich sehr unfair gegenüber berufstätigen Eltern. In der Steiermark haben wir Teilzeitquote von 52 Prozent bei den Frauen, in Wien ist die Kinderbetreuung eine viel bessere, und es sind viel weniger Frauen in Teilzeit – und das sieht man einfach. Die soziale Infrastruktur ist ausschlaggebend dafür, ob Frauen arbeiten, Teilzeit arbeiten oder überhaupt nicht arbeiten. Wenn es keine entsprechende soziale Infrastruktur gibt, haben die Frauen nicht die Möglichkeit, in Vollzeit zu arbeiten.“
Warme Mahlzeit für viele nicht selbstverständlich
Auch über das Thema Kinderarmut spricht Bundeskanzler Nehammer in dem Video: So meint er, dass eine warme Mahlzeit für alle Kinder in Österreich möglich sei und verweist dabei auf Fastfood – mehr dazu in Nehammer rechtfertigt Videoaussagen (news.ORF.at)
Die Volkshilfe verweist darauf, dass in Österreich jedes fünfte Kind als armutsgefährdet gilt und eine Mahlzeit nicht selbstverständlich sei. „Die Volkshilfe betreut täglich mit ihren Kindergartenpädagoginnen und Kinderbetreuerinnen tausende von Kindern in der Steiermark. Sie stellen immer wieder fest, dass es Kinder gibt, die sich regelmäßig die Jause für die Schule oder den Kindergarten nicht leisten können und keine mithaben. Da sind wir sensibel“, sagt Volkshilfe-Geschäftsführer Franz Ferner.
Seit Jahren fordert die Volkshilfe eine Kindergrundsicherung, mit der es laut Ferner quasi keine Armut unter Minderjährigen mehr geben würde – mehr dazu in Studie: Kinderarmut nimmt Mädchen Chancen (28.2.2023).