Eine Pensionistin stuetzt sich in einem Altersheim in Wien an ihren Gehstock ab
APA/Barbara Gindl
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Gesundheit

Logopädie könnte Pflege erleichtern

Im Bereich der Logopädie herrscht in der Steiermark eine Unterversorgung an Expertinnen und Experten. Dabei könnte die logopädische Behandlung einen Beitrag zur Prävention von Pflege leisten.

Mit Hilfe von rechtzeitig eingeleiteter Sprachtherapie lassen sich Krankheiten erkennen, der Pflegeaufwand kann verringert oder der Medikamentenbedarf vermindert werden. Robert Darkow, der Institutsleiter für Logopädie an der FH Joanneum in Graz, erklärt das am Beispiel einer Schluckstörung – eine häufige Todesursache in Pflegeheimen.

„Die Nahrung rutscht nicht mehr in die Speiseröhre und den Magen, sondern in die Lunge. Das führt zur Lungenentzündung und muss antibiotisch behandelt werden. Es folgen Krankenhauseinweisungen, die belasten das Gesundheitssystem, dadurch entstehen Kosten und eine verminderte Lebensqualität der Betroffenen“, so Darkow. Die Wahrscheinlichkeit, an einer anderen Krankheit zu erkranken, steige dadurch.

Schwerhörigkeit kann zu Demenz führen

Eine Studie der FH in Spitälern hat dramatische Ergebnisse zu Tage gebracht: In einem österreichischen Krankenhaus litten acht von 43 Patientinnen an nicht erkannten und behandelten Schluckstörungen. 16 der 43 hatten eine verminderte Hörfähigkeit – davon trugen nur drei ein Hörgerät. Schwerhörigkeit beschleunigt wiederum Demenz – auch hier könne Logopädie entscheidend früh erkennen und viel Leid verhindern.

Pflegeserie: Logopädie

Anfang Oktober beschäftigt sich der ORF in verschiedenen Formaten mit der prekären Situation von Pflege und Gesundheit in unserem Land. „Steiermark heute“ schaut sich bereits Ende September den Bereich der Logopädie an, also den Bereich des Sprach- und Stimmtrainings.

Nur zwölf Studierende pro Jahr

„Wir wissen, dass schon im zarten Alter von 50 aufwärts jede leichte Beeinträchtigung des Hörvermögens einen Risikofaktor darstellt, später mit höherer Wahrscheinlichkeit an Demenz zu leiden“, führt Darkow aus. In der Steiermark gibt es aktuell nur sechs Logopädie-Kassenplätze. Alle anderen knapp 200 Expertinnen und Experten arbeiten als Wahllogopäden.

Auch die Ausbildung hinkt stark hinterher. Im direkten Vergleich zum Logopädie-Vorzeigeland Belgien, das 100 Studierende pro Jahr hervorbringt, schafft die Steiermark lediglich zwölf. Hier fehle in Österreich das Verständnis, was Logopädie ist und was sie leisten kann.