Ein Hausarzt misst bei einem Patienten den Blutdruck
APA/dpa/Bernd Weissbrod
APA/dpa/Bernd Weissbrod
Politik

Pro und Contra Gesundheitsreform

Seit Wochen schwelt ein Konflikt zwischen Gesundheitsminister und Ärztekammer wegen der Gesundheitsreform: Während die Politik die Reform auf Schiene sieht, droht die Ärztekammer mit Kampfmaßnahmen. Auch in der Steiermark gibt es Kritik, aber auch Zustimmung.

Mit der Reform sollen die Strukturen vereinfacht werden, so sieht es Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Drei Vorhaben stoßen bei den Ärzten jedoch auf Widerstand: der Verlust des Mitspracherechts bei den Kassenverträgen, die Einschränkung des Veto-Rechts bei der Gründung von Primärversorgungszentren und die Wirkstoffverschreibung bei Medikamenten.

Glaubt man Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, ist an der von ihrem Ressort, den Ländern und der Sozialversicherung geplanten Gesundheitsreform nicht mehr zu rütteln – mehr dazu in Reich zu Gesundheitsreform: „Das große Paket steht“ (news.ORF.at).

Arzt: „Das ist unter der Gürtellinie“

Peter Sigmund, praktischer Arzt aus Gamlitz und Vorstand der „Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin“, sieht in der Reform einen Vorwand der Politik: „Dieser Versuch von Rauch ist das erste Mal, dass er sagt, ich kann die Leute kaum an einen Tisch bringen, jetzt schalte ich die Ärzte aus, einen von den drei Playern – staatliche Gesundheitsplanung, Gesundheitskasse und Ärzte. Ich schieße einen Player raus, dann wird es einfacher. Das ist unter der Gürtellinie.“

Es sei wichtig, über Reformen zu reden, es gebe aber Grenzen. „Dann will man der Ärztekammer die Parteienstellung entziehen und sagen, es kann jeder mit der Krankenkasse verhandeln, die sollen sich das ausschnapsen – das geht nicht! Für mich wäre es existenzgefährdend“, so Sigmund.

Patientenvertreterin findet Wirkstoffverschreibung sinnvoll

Die geplante Wirkstoffverschreibung würde bedeuten, dass die Ärztinnen und Ärzte kein Medikament, sondern nur noch den Wirkstoff verschreiben können. Für die steirische Patientenanwältin Michaela Wlattnig ist das ein richtiger Schritt: „Als Patientenvertreterin sehe ich das positiv, es wird auch schon lange gefordert. Die Kommunikation, das Arzt-Patienten-Gespräch, gehört entsprechend aufgewertet und honoriert. Denn so würde das manche Konflikte hintanhalten.“

Während der Ministerrat die Reform am Mittwoch absegnen soll, plant die Ärztekammer eine Infokampagne und spricht auch immer öfter von Streik.