Kinder beim Schachspielen
Ulrike Berger
Ulrike Berger
„Österreich-Bild“

Bretter, die die Welt bedeuten

Seit hunderten Jahren übt das Schachspiel eine ungebrochene Faszination aus. Anlässlich 100 Jahre Österreichischer Schachbund (ÖSB) – mit Sitz in Graz − widmet sich eine TV-Doku am Sonntag der heimlichen Schachhauptstadt Österreichs.

Das „königliche“ Schach ist ein Denksport, der höchste Konzentration und unglaubliche Gedächtnisleistungen verlangt. Graz ist Sitz des Österreichischen Schachbundes (ÖSB), in dem rund 400 Schachvereine aus ganz Österreich organisiert sind.

Simultanturnier
Ulrike Berger

Entscheidend geprägt hat Graz und die internationale Schachlandschaft Prof. Kurt Jungwirth: Er war von 1971 bis 2017 Präsident des ÖSB und ist heute Ehrenpräsident. Durch sein Engagement hat er zahlreiche Weltmeister und Schachgroßmeister, Schachpräsidenten und Meisterschaften nach Graz geholt, und bis heute liegt ihm besonders die Förderung der Jugend am Herzen.

Über Schachgroßmeister und 100.000 Figurenbündel

Das Filmteam rund um Regisseurin Ulrike Berger drehte für die neue TV-Doku nicht nur in Graz, sondern auch in Deutschlandsberg, Leoben, Slowenien und Venedig. So etwa bei Andreas Diermair: Er ist seit Mai 2018 der erste Steirer, der Schachgroßmeister − abgesehen vom Weltmeister der höchste Titel, den man als Schachspieler erreichen kann − ist. Nur die besten Turnierschachspieler bekommen vom Weltschachbund FIDE den Titel „Großmeister“ verliehen.

TV-Tipp:

„Schach(t)räume − Bretter, die die Welt bedeuten“, zu sehen am Sonntag, 24. Mai, um 18.25 Uhr in ORF 2 – mehr dazu in tv.ORF.at

Auch der Schachgroßmeister Markus Ragger lebt in Graz – der gebürtige Kärntner ist der derzeit beste Schachspieler Österreichs und Schachprofi. Der Film zeigt, wie hart Markus Ragger und seine Frau Anna Christina Ragger (FIDE Meister) täglich trainieren und wie unglaublich das Gedächtnis von Schachspieler/innen funktioniert.

Die TV-Doku ist dazu auch an der Karl-Franzens-Universität bei Neurowissenschaftler Roland Grabner zu Gast, der mit der FIDE-Meisterin Barbara Teuschler zum Thema Gedächtnis Experimente durchgeführt: Dabei hat sich gezeigt, dass Schachspieler/innen über 100.000 Figurenbündel als Muster im Kopf abgespeichert haben. Auch der Umgang mit Stress spielt eine essentielle Rolle beim Schach, wie der Mentaltrainer des ÖSB, Alois Kogler, erklärt.

Über Computer und Raumschach

Der Film gibt auch spannende Einblicke in die Revolution der Schachwelt durch den Computer. Schachtraining ist heute ohne den Computer nicht mehr vorstellbar – täglich kommen tausende gespielte Partien in den Schachdatenbanken hinzu. Das Spiel Mensch gegen Maschine ist schon seit Jahren entschieden: Spätestens seit Christian Donningers Schachprogramm „Hydra“ sind Computer unschlagbar geworden.

Regisseurin Ulrike Berger und ihr Team besuchten auch Werner Bäumler – Künstlername Laurin: Der Deutsche, der heute an der Lagune vor Venedig lebt, hat ein dreidimensionales Raumschach entwickelt, das aus acht übereinander liegenden Ebenen und insgesamt 512 Feldern besteht. Raumschach erweitert die Zugmöglichkeiten um ein Vielfaches – eine neue Herausforderung für den menschlichen Geist.

Raumschach
Ulrike Berger

Christian Donninger hat auch ein Raumschach-Programm für Werner Bäumler geschrieben – und auch hier ist der Mensch chancenlos. Dennoch ersetzt die Maschine nicht das Spiel von Mensch zu Mensch mit seinen nahezu endlosen Varianten. Oder wie ein Schachgroßmeister einmal sagte: Es gibt wahrscheinlich mehr mögliche Schachpartien als Atome im Weltall.