Um den Sendebetrieb und die mediale Versorgung sicherzustellen, sind rund zwei Dutzend Mitarbeiter – vom Moderator bis zum Techniker – für zwei Wochen isoliert in das ORF-Landesstudio Steiermark eingezogen. Hier finden Sie Ihr Tagebuch.
27.03.2020 13.23
Also, dass wir Radio- und Fernsehmacher diesen berühmten kleinen „Schuss“ hätten, sagt man uns ja immer wieder einmal nach. Und zugegeben, ja, diesen hat definitiv jeder von uns. Aber einen harmlosen Schuss, einen kleinen, einen im lieben Sinn gemeinten Schuss. Der wird natürlich umso deutlicher, je mehr Zeit man miteinander verbringt. Normalerweise sind es ja in etwa acht oder neun Stunden – aber jetzt, in unserer 24-Stunden-Funkhaus-Quarantäne-WG sind es doch um 16 Stunden mehr am Tag. Mehr zu diesem „Schuss“ aber später…
Zugegeben, die meisten von uns kennen einander schon jahrelang. Zum Teil haben sich im Laufe dieser Jahre auch Freundschaften entwickelt, die weit über das eigentliche kollegiale Verhältnis hinausgehen. Und dass wir eine echt nette WG-Truppe sein werden, war beim ersten Blick auf die Isolations-Personalliste sofort klar. Dennoch beeindruckt eines schon am zweiten Tag: Jeder einzelne unserer Funkhaus-WG ist rund um die Uhr unheimlich darum bemüht, dass es allen anderen gut geht. In kürzester Zeit ist ein Aufeinander-Acht-Geben entstanden, das jeden noch so großen Menschlichkeitsskeptiker sofort skeptisch werden lassen würde. Wahrlich schön zu sehen, was Ausnahmesituationen auslösen können. Wer weiß, vielleicht wird unsere Welt nach dieser Krise doch ein kleines bissl empathischer…
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Aber zurück zum Kopfschuss: Dreimal täglich Zähne putzen ist ja klar. Aber, dreimal täglich ein Kopfschuss, der der Gesundheit dient? Sonja, unsere schon erwähnte miteingesperrte Portiersfrau, nimmt ihre Aufgabe sehr ernst: „Bewaffnet“ mit einem Infrarot-Fiebermesser steht sie da und es gibt kein Entrinnen. Morgens, mittags und abends heißt es pünktlich antreten! Bundesheer nix dagegen… Fest entschlossen richtet sie den Apparat kerzengerade gegen unsere Stirn, drückt den Auslöser, beobachtet mit scharfem Auge das Display, und wenn es dann piepst… Heißt es „35,8 Grad, passt, danke, der nächste bitte“. Alle Werte werden streng protokolliert, und wehe jemand vergisst auf diese Fieberkontrolle – dann wird Sonja zum Vizeleutnant, und sofort wird in die eigens gegründete WhatsApp-Gruppe zum sofortigen Fiebermess-Rapport bestellt. Auch für uns völlig neu, dreimal täglich Fieber messen. Nur, daran führt kein Weg vorbei! Schlussendlich geht es um unsere Gesundheit, und es geht gerade in dieser Krisensituation darum, den ORF Steiermark – nach den Sirenen die zweite Informations- und Warninstanz im Land – auf alle Fälle ständig sendefähig zu erhalten.
Übrigens, Flaschendrehen gespielt haben wir immer noch nicht… Dafür haben unsere Techniker in tiefsten Kellergründen eine alte Discokugel aus längst vergangenen Radiozeiten ausgegraben. Mit Drehmotor. Der nächste Abend kommt bestimmt…
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