Ja. Ich ziehe Schuhe an, wenn ich arbeiten gehe. Das mache ich ja normalerweise auch. Manchmal nehme ich sogar meinen Rucksack, gebe diverse Festplatten und meinen Laptop hinein. Dann gehe ich von meinem Schlafzimmer im ersten Stock ins Untergeschoss auf den Regieplatz. 141 Schritte insgesamt. So pünktlich wie in den letzten Tagen war ich selten.
Das ist mein Bereich, mein Name ist Helmut Santner, ich bin Bildmeister, und es ist 10:58 Uhr.
Keine sechs Knöpfe später erwachen auch alle Monitore, Computer, Tastaturen und unzählige bunte Tasten aus ihrem nächtlichen Schlummerschlaf – das leuchtende Las Vegas des ORF Steiermark ist bereit, es kann los gehen. Gemeinsam mit meinen Technik-KollegInnen drinnen im Isolationsbereich und draußen in den Schnittcontainern bin ich für jedes einzelne Videobild des heutigen Tages zuständig und sogar verantwortlich.
Unsere Kameramänner und Kamerafrauen können momentan nicht immer am Ort des Geschehens sein. Manchmal sind InterviewpartnerInnen in wichtigen Konferenzen oder gar in häuslicher Quarantäne. Darum haben wir teilweise auf “Linksverkehr" umgestellt – es gibt eine Vielzahl an Videos, die an uns über Links geschickt werden: ein Tanzvideo, ein Trainingsvideo von Conny Hütter oder Videos eines Kollegen, der seine Tochter zuhause beim Lernen gefilmt hat – all das und noch viel mehr wird von mir so weiterverarbeitet, dass die Cutter es auf den Schnittplätzen sozusagen “Mise en Place" bereit haben.
Thomas Weber tüftelt schon seit Stunden am genauen Sendungsablauf für Steiermark heute. Nun sagt er mir, wann welche Videotelefon-Gespräche geplant sind. Was an Tag 1 noch klein mit einfachen “Skype"-Gesprächen begann, wurde schnell um alle möglichen Video-Telefon- und Video-Konferenz-Programme erweitert. Da kann es schon einmal sein, dass man mit dem Gesprächspartner das Wohnzimmer umgestaltet, Bilder abhängt oder ein etwas finstereres Plätzchen sucht, damit das Gesicht trotz strahlenden Sonnenscheins noch zu erkennen ist.
Einige solcher Anrufe später kommen am Nachmittag die restlichen Kollegen auf den Regieplatz. Christian Michl, der Meister des guten Tons, aber auch die jungen Kollegen Sebastian Puchmann und Mario Fellner begrüßen mich mit unserem typischen Gruß: “(S)erwas" (langsam, tief und ohne Emotion gesprochen – das muss so sein).
Man sieht schon: Alleine geht im Fernsehen überhaupt nichts. Jeder hat seine Rolle und seine Aufgabe, damit am Abend bei der Live-Sendung alles klappt.
Kurz vor „Steiermark heute Kompakt“ um 16:57 Uhr passiert es: Renate Rosbaud steht im Studio und ein ungeplanter Anruf kommt herein. ER ruft endlich an: Hansi, der Hamster.
Renate Rosbaud im Gespräch mit Hansi
Hansi ist ein Fundstück von Mario und Sebastian im Internet. Und Hansi wurde unser aufmunternder Begleiter. Er schafft es – bei allem Stress – uns immer zum Lachen zu bringen. Ihn zu sehen, macht riesigen Spaß!
Nachdem Hansi aufgelegt hat, widmen wir uns dann aber wieder voll und ganz unserer Arbeit, um um 19:00 Uhr jeden Tag live bei Ihnen im Wohnzimmer zu sein. Nach der Sendung verabschieden wir uns mit: “Hast Du morgen auch wieder Dienst?", nur um uns wenig später bei einer gemeinsamen Jause wieder zu treffen.
Schnell wird es spät, und ich werde müde. Also zurück in mein Zimmer! Ja. Ich habe mich schön langsam daran gewöhnt, in Unterhose im Büro des Chefs zu stehen – dieses Büro wird auch für die restlichen Tage hier im Landesstudio mein Zimmer sein. Schlaft gut!