17 Jahre nach dem Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ wollte die Stadt Graz wieder mit einem breitgefächerten Programm einen starken kulturpolitischen Impuls setzen und rief 2020 das „Kulturjahr Graz“ aus. Künstlerinnen und Künstler sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigten sich im Rahmen des Mottos „Wie wir leben wollen“ mit den Themen „Umwelt und Klima“, „Urbanismus“, „Arbeit von Morgen“, „Digitale Lebenswelten“ und „Soziales Miteinander“.
Vorrangiges Ziel war es, mit Kulturprojekten von überwiegend heimischen Künstlern nachhaltige Perspektiven für das Leben in einer Stadt zu schaffen. Für das Kulturjahr stellte die Stadt Graz ein Sonderbudget von fünf Mio. Euro zur Verfügung.
Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte
Pandemiebedingt wurde das Kulturjahr „Graz 2020“ bis in den Herbst 2021 verlängert. 94 Projekte – aus 600 Einreichungen von einem Programmbeirat ausgewählt – wurden in allen 17 Grazer Stadtbezirken umgesetzt – viele davon im öffentlichen Raum. Insgesamt fanden in 21 Monaten ca. 8.000 Einzelveranstaltungen statt. Nicht große Events von internationaler Strahlkraft standen im Mittelpunkt, sondern eine Vielzahl von Initiativen und Impulsen für das städtische Leben unter starker Einbeziehung der Bevölkerung. Viele Projekte wurden über einen Zeitraum von mehreren Monaten durchgeführt.
TV-Tipp:
„Das Grazer Kulturjahr“: Zu sehen am Sonntag, 12. Dezember, um 9.00 Uhr in ORF III
In allen Bezirken der Stadt
So wachten unter anderem im Rahmen des Projektes „The Graz Vigil“ insgesamt mehr als 700 Grazerinnen und Grazer täglich zu Sonnenauf- und Sonnenuntergang vom Grazer Schloßberg aus über die Stadt – mehr dazu in Eine neue Perspektive auf Graz.
Das „Breath Earth Collective“ errichtete auf dem Freiheitsplatz einen „Klima-Kultur-Pavillon“ mit hunderten Pflanzen, die für eine angenehme Abkühlung in den heißen Sommermonaten sorgten – mehr dazu in Eine „Agora der Nachhaltigkeit“ mitten in Graz. Das „Klangforum Wien“ wiederum brachte Neue Musik in die Innenhöfe von Wohnsiedlungen.
Starpianist Marino Formenti mietete sich drei Wochen lang in einen Gemeindebau ein, um mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu musizieren. Auf einem brachliegenden Gelände wurde mit dem „Club Hybrid“ ein Bauwerk errichtet, das Künstler als Wohn- und Arbeitsplatz auf Zeit diente und zugleich ein Treffpunkt mit täglichen Veranstaltungen für die gesamte Nachbarschaft wurde.
Neben vielen lokalen Initiativen bot das Kulturjahr aber auch große Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen.
Große Akzeptanz
Die Filmdokumentation von Regisseur Günter Schilhan und Kameramann Erhard Seidl gibt einen Überblick über die Höhepunkte des Grazer Kulturjahres, das wegen der großen Akzeptanz sowohl bei den Kulturschaffenden als auch bei der Grazer Bevölkerung nicht als einmaliges Festival gesehen wird, sondern als Ausgangspunkt für weitere kulturpolitische Akzente in den kommenden Jahren.