Treppen begegnen uns ständig im Alltag. Sie sind ein wichtiges Gestaltungselement der Architektur weltweit, sie sind funktional und ästhetisch. Treppen sind Symbol für Veränderung, für Überwindung, Auf- und Abstieg. Sie machen Hierarchien sichtbar, sind Orte der Begegnung und der Selbstinszenierung.
Historisch bis modern
Regisseurin Ulrike Berger widmet sich in der neuen TV-Doku „Eine Stufen-Reise − Treppen im Wandel der Zeit“ den Treppen in der Steiermark – in unterschiedlichsten Bauweisen und aus verschiedenen Zeitaltern: von historisch bis modern, im Freien oder innerhalb von Gebäuden, aufwendig oder schlicht, gerade oder gewendelt, aus Holz, Stein, Marmor, Glas oder Gusseisen.

TV-Tipp:
Der Film „Eine Stufen-Reise − Treppen im Wandel der Zeit“ folgt der Kulturgeschichte der Treppen – zu sehen am Sonntag, 14. August, um 18.25 Uhr in ORF 2.
Jede Treppe erzählt durch ihre besondere Bauweise eine eigene Geschichte − von der Zwillingswendeltreppe über die Treppen in der Grazer Oper, im MUMUTH, dem Murturm bis hin zur Treppe ins Nichts am Dachstein-Gletscher. Der Film gibt Einblicke in die Perspektiven von Nutzer/innen, Architekt/innen, Scalolog/innen und Kunsthistoriker/innen.
Von der Antike bis heute
Schon seit den antiken Hochkulturen war die Treppe auch kulturelles Sinnbild der Verbindung zwischen Himmel und Erde, als räumlicher Zugang zum Transzendenten und zur Unendlichkeit. Dies wird an den Kirchenbauten und Pilgerpfaden in der Steiermark sichtbar. Im Barock wurden Treppen zum Ausdruck von Würde und Reichtum.

Mit keinem Mittel ließen sich Hierarchien und Machtunterschiede architektonisch besser umsetzen. Es entstand eine Vielzahl prunkvoller Bauten mit prächtigen Stiegenhäusern – Schlösser, Palais und Klöster wurden mit üppigen Treppenläufen zur Inszenierung des Empfangs errichtet. Eine Symbolik, die über die Jahrtausende hinweg als Element hierarchischer Architektur in nahezu allen Staatsformen aktuell blieb.
Die Wirkung von Treppen
Seit dem 20. Jahrhundert pendelt die Treppenarchitektur zwischen ästhetischem Mehrwert, Lebensraum und reinen Funktionstreppen. Mal sind Treppen freischwebende Skulptur und raumbildendes Element, mal multifunktional und mal reine Fluchtstiegen. In jedem Fall wirken Treppen auf den Menschen, der sie benutzt, durch Schrittmaß und Gestaltung.

Muss man die Treppe mühsam erklimmen oder schreitet man? Heute wird im deutschsprachigen Raum streng auf die Einhaltung der Normvorschriften geachtet, um die sichere Benutzbarkeit einer Treppe zu gewährleisten. Wissenschaftler/innen der Treppenkunde − die sogenannten Scalologen und Scalologinnen − untersuchen jenseits der Normen, wie Menschen sich die Stufen tatsächlich aneignen.

Regie: Ulrike Berger.
Drehbuch: Ulrike Berger/Norbert Prettenthaler.
Kamera: Hubert Doppler.
Kameraassistenz: Markus Schinnerl.
Musik: Gerd Schuller.
Schnitt: Martin Steffens.
Sprecher: Wolfram Berger.
Produktionsleitung: Roland Berger.
Aufnahmeleitung: Norbert Prettenthaler.
Tonmischung: Michael Oberrauter.
Postproduktion: Raimund Sivetz.
Eine Produktion von Mokino Filmproduktion; in Koproduktion mit dem ORF Steiermark
Über lange Zeit ist die Treppe in der Architektur durch den Fokus auf den technischen Fortschritt vernachlässigt worden. Architekt/innen setzten auf Rolltreppen und gläserne Aufzüge − sie bringen die Menschen schneller ans Ziel. Die Treppe wurde zur Funktionsstiege ohne ästhetischen Wert. In den letzten zehn bis 15 Jahren erlebte die Treppe wieder eine Renaissance: Treppen sollen Räumen mit deren Ästhetik oder technischen Finessen einen Mehrwert geben. Oft geht es bei Treppen also weniger um das wohin, als um das wie.