Literaturlegende Alfred Kolleritsch ist 85

Herausgeber der Literaturzeitschrift „manuskripte“, Wegbereiter großer Namen von Handke über Roth bis Jelinek und einflussreicher Literat: Der steirische Schriftsteller Alfred Kolleritsch ist 85 Jahre alt.

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„Steiermark heute“, 10.2.2016

„Man ist dann ganz erlöst, wenn einmal eine Prosa kommt, die sich von den Schwierigkeiten beim Aufstehen am Morgen loslöst und weitergeht, fantasievoller und poetischer wird“, analysiert Alfred Kolleritsch das Hauptthema literarischen Schaffens, das er stets im persönlichem Umfeld des Autors ausmacht.

Zeit seines Lebens hatte der steirische Philosph, Lyriker und Schriftsteller jenes Schaffen nicht nur immer wieder kritisch analysiert und hinterfragt, sondern mit der von ihm herausgegebenen Literaturzeitschrift „manuskripte“ auch in größtem Maße gefördert.

Kolleritsch

APA/Erwin Scheriau

Kindheit in der Südsteiermark

1931 wurde Alfred Kolleritsch als Sohn eines Forstverwalters und einer Postangestellten im steirischen Brunnsee geboren. Zehn Jahre später kam er nach Graz, wo er zunächst das Gymnasium und anschließend die Universität besuchte; es folgten lange Jahre als Gymnasiallehrer für Philosophie und Deutsch.

Vielseitiger Literat

Kolleritsch, der seine Liebe zur Literatur in der Bibliothek seines Großvaters entdeckt hatte, arbeitete jedoch auch stets an seinem eigenen Werk: Erste Gedichte und Prosaversuche entstanden bereits 1948, die erste öffentliche Lesung fand 1958 in Graz statt. Zwei Jahre später wurde der damals knapp 30-Jährige zum Mitbegründer des im früheren Grazer Stadtpark-Cafe angesiedelten „Forum Stadtpark“, dessen Vorsitzender er bis 1995 war.

1972 erschien Kollaritsch’ erstes Prosawerk „Die Pfirsichtöter“; auch in weiteren Werken wie etwa „Die grüne Seite“ wandte er sich immer wieder gegen die Einengung und Erstarrung des Lebens sowie gegen Totalitarismus und Faschismus. Neben zahlreicher Prosa und einem Theaterstück veröffentlichte er auch eine Vielzahl von Lyrikbänden.

Kolleritsch

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Vielgerühmtes Werk

Neben dem Petrarca-Preis (1978), dem „manuskripte“-Preis des Landes Steiermark (1981) und dem Georg Trakl-Preis (1987) wurde Alfred Kolleritsch auch mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik (1994) und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1997) geehrt.

Seit 1997 ist der Literat Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Im Jahr 2006 erhielt er den Horst-Bienek-Preis für Lyrik und das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern. 2009 wurde ihm der Grazer Literaturpreis (Franz-Nabl-Preis) und 2013 mit dem Ehrenring die höchste Auszeichnung des Landes Steiermark zuerkannt.

Wegbereiter großer Autoren

Gleichzeitig mit dem „Forum Stadtpark“ startete Kolleritsch auch die Literaturzeitschrift „manuskripte“, die er ab der zweiten Ausgabe als alleiniger Herausgeber betreute. Mit seinem Engagement trug er maßgeblich dazu bei, Graz zu einem Literaturzentrum zu machen - und diente so vielen späteren Autorenstars als Wegbereiter.

So fanden Literaten wie H.C. Artmann, Konrad Bayer, Wolfgang Bauer oder Barbara Frischmuth in „manuskripte“ eine geeignete Plattform für ihr Werk. Auch Schriftsteller wie Peter Handke, Elfriede Jelinek, Gerhard Roth oder Josef Winkler stellten ihre Texte hier vor. Und noch immer entdeckt und fördert Kolleritsch mit seinem Medium bedeutende Autoren, zu denen in jüngster Zeit Namen wie Valerie Fritsch oder Clemens Setz zählen.

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