Flucht und Krieg als Gedankenexperiment

Krieg und Flucht sind allgegenwärtig - nicht Betroffene können sich aber kaum vorstellen, was das bedeutet. Das Grazer TaO und das Next Liberty wagen daher ein Gedankenexperiment und holen den Krieg auf die Bühne.

Wie würden wir reagieren, wenn täglich Bomben auf die Steiermark fielen? Was, wenn wir Angst um das Leben unserer Kinder haben müssten? Würden wir flüchten, und was würden wir mitnehmen? Es sind Fragen wie diese, denen das Theater am Ortweinplatz (TaO) im Stück „Krieg! Stell dir vor, er wäre hier“ nachgeht.

Zuschauer in Lagersektoren

Eingeteilt in Lagersektoren sitzt das Publikum plötzlich vor autoritären Aufpassern - die Augen verschließen geht hier nicht, erklärt Darstellerin Katrin Leiner: „Es ist schon sehr intensiv, wenn man auf der Bühne ist und sich mit einem sehr ernsten Thema beschäftigt, das auch seriös rüberbringen soll, und zwar so, dass auch das Publikum etwas damit anfangen kann.“

Theater am Ortweinplatz Krieg

ORF

Die Inszenierung basiert auf einem Essay der dänischen Autorin Janne Teller

Jugendliche im Gedankenexperiment

Die Darsteller sind 17 Jugendliche, die größtenteils das erste Mal auf der Bühne stehen. Sie haben Angst, Hunger und Flucht in einem fremden Land selbst noch nicht erlebt, sich auf das Gedankenexperiment aber eingelassen und ihre eigenen Meinungen und Gefühle eingebracht.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 15.10.2016

Und genau das habe die Arbeit spannend gemacht, erklärt Regisseur Georg Schütky: „Das ist für mich eigentlich die größte Lehre und das größte Geschenk an der Produktion gewesen, dass man einfach mit 17 Leuten, die alle zu jeder Frage eine wahnsinnig kluge Anwort haben, umgehen darf, mit denen arbeiten darf.“

Theater am Ortweinplatz Krieg

ORF

Die meisten der 17 Jugendlichen stehen zum ersten Mal auf der Bühne

Unvorstellbares wird vorstellbar

Aber auch für die Darsteller selbst war die Auseinandersetzung mit dem Krieg eine (Bühnen-)Erfahrung, die man nicht jeden Tag bekommt: „Ich finde, wenn man so ein ernstes Thema behandelt, hat man auch den Drang, sich viel mehr einzubringen, weil man viel mehr nachdenkt“, schildert etwa Tim Habe, und sein Schauspielkollege Jonathan Felber ergänzt: „Man macht sich hin und wieder schon Gedanken über diese Dinge, aber meistens nur alleine. Und das jetzt im Plenum zu diskutieren, war echt ein interesasntes Erlebnis.“

Theater am Ortweinplatz Krieg

ORF

Die Darsteller Jonathan Felber, Katrin Leiner und Tim Habe

„Krieg - stell dir vor er wäre hier“ - eine Inszenierung nach der Essay-Vorlage der dänischen Autorin Janne Teller, die zum Nachdenken anregt, berührt und zeigt, wie vorstellbar, das Unvorstellbare doch werden kann - wenn man sich darauf einlässt.

Links: