Ein Streifzug durch die Geschichte des Fahrrads

In der Obersteiermark lädt der Museumshof Kammern derzeit zu einem Streifzug durch die bewegte Geschichte einer Erfindung, die auch nach 200 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren hat: das Fahrrad.

Hinter den Mauern einer einstigen, heute liebevoll renovierten Scheune feiert das Fahrrad heuer seinen 200. Geburtstag. Doch aller Anfang ist schwer, berichtet Fahrradsammler Herbert Graf beim Gang durch die Sonderausstellung: „Der Fahrradfahrer ist vom fußwandelnden Volk sehr angefeindet worden. Man hat Hunde auf ihn gehetzt, und er wiederum hat entweder eine Radfahrpeitsche, eine Radfahrpistole oder ein Horn mitgehabt. Bevor er zu einem Gehöft gekommen ist, hat er ins Horn gestoßen und sich damit freie Fahrt verschafft.“

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Sammler Herbert Graf übt sich am Fahrradhorn

1817 ermöglichte das Fahrrad erstmals die Freiheit auf zwei Rädern durch pure Muskelkraft, wobei die Bewohner von Karlsruhe nicht schlecht staunten, als zunächst eine etwas merkwürdige Erfindung aufkam - das Laufrad: „Im Juni 1817 ist Karl Friedrich Freiherr von Drais mit seiner Erfindung, dem Laufrad, 14 Kilometer nach Mannheim und wieder zurück gefahren. Das war sehr sensationell: Wenn man will, war das die erste Radtour der Welt!“, berichtet der Rad-Experte.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 13.5.2017

Nicht einfach nur ein Rad

Ein gewisser Herr Peugeot - seines Zeichens französischer Kutschenmacher - sollte das Laufrad schließlich stabiler machen und ihm erstmals Pedale verleihen, ehe dann das Hochrad für Furore sorgen sollte. Insgesamt 19 Modelle, darunter wahre Raritäten aus Grafs Besitz, dokumentieren die gesellschaftliche und innovative Entwicklung des heutigen Massenverkehrsmittels.

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Zahlreiche wertvolle Fahrradraritäten sind bis 9. Juli in Kammern zu bestaunen

Ein Verkehrsmittel, dessen erster Erwerb dennoch nach wie vor ein besonderes Hochgefühl verleiht, wie sich Museumsvereins-Obmann Rüdiger Böckel schmunzelnd an seine Kindheit erinnert: „Ich war natürlich stolz, bei anderen Kindern vorbeizufahren, die keines hatten. Da hat man würdevoll heruntergewinkt: ‚Des hamma jetzt!‘“ Weniger sportbegeistert gibt sich Kammerns Bürgermeister Karl Dobnigg - „aber ich habe ein E-Bike, das schon leichter geht“.

Ein Taferl für das Fahrrad

Die Sache erleichtern sollte einst auch der erste Motor am Rad - der Vorläufer des Mopeds. Davor aber wurde das Waffenrad noch zum Klassiker, das man, als die Waffenproduktion zurückging, kurzerhand in Steyr produziert hatte - mehr dazu in Von der „Kellerleiche“ zum Sammlerstück.

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Links montierte Nummerntafeln am Rad waren einmal Pflicht - und nicht billig

Und ja, auch Nummerntafeln gab es einst am Radl - „links montiert, weil es bis Juli 1938 Linksverkehr in der Steiermark gegeben hat. Die Tafel hat fünf Schilling pro Jahr gekostet - und wenn man erwischt worden ist, hat man ebenso fünf Schilling bezahlt. Das war sehr viel - konnte man nicht bezahlen, hat es stattdessen zwölf Stunden Arrest im Bezirksgericht gegeben“, liefert Graf ein weiteres Kapitel aus der 200-jährigen Geschichte, die das Fahrrad umgibt - und der der Museumshof in Kammern noch bis 9. Juli seinen Respekt zollt.

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