Die Uhrturmkasematten als Gorkis Nachtasyl

Zum zehnjährigen Jubiläum hat sich das „Theater T’eig“ aus Graz an einen literarischen Klassiker aus Russland herangewagt: Maxim Gorkis Stück „Nachtasyl“ wird bis 25. August vor der Kulisse der Uhrturmkasematten präsentiert.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 10.8.2018

Menschen am Rande der Gesellschaft - allesamt treffen sie auf engstem Raum im namensgebenden „Nachtasyl“ aufeinander - einer Art Großraumbüro des 21. Jahrhunderts, „wo wir zehn bzw. elf darstellende Künstler versammelt haben, die nebeneinander, miteinander arbeiten müssen“, schildert Regisseur Thomas Sobotka die adaptierte Ausgangssituation des Stücks, die gewaltiges Konfliktpotential in sich birgt - treten sich doch Musiker, Schauspieler, Autoren, Kabarettisten und eine Opernsängerin gegenseitig auf die Zehen.

Wenn alle zu Clowns werden

In seiner Rolle als „Luka“ versucht Vitus Wieser die pessimistische Stimmung aufzulockern. So betritt er als Clown das Nachtasyl: „Am Anfang sind alle irritiert, dass jemand einfach positiv ist und noch nicht gebrochen vom Leben. Dann fängt er an, die Leute dort zu inspirieren.“

Nachtasyl

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Diese Inspiration bleibt allerdings nur optischer Natur. So verwandeln sich alle Charaktere zusehends auch in Clowns - ohne jedoch an ihrer Lebenssituation etwas verbessern zu können, erklärt Sobotka: „Man lernt die Dasteller am Abend zuerst pur und fast privat kennen - aber als Clowns sind sie total verändert, stecken hinter einer Maske.“

„Jeder ist für sich“

Durch die Anonymität der Maske wird zunächst eine Liebesaffäre möglich. Doch der Frust der Charaktere nimmt überhand und gipfelt in einem Mord. Die Grenzen zwischen dem Original von Gorki und der zeitgenössischen Adaption verlaufen dabei fließend: „Ich finde es aktueller denn je, weil es in unsere Zeit passt: Jeder ist für sich in einer Gemeinschaft. Von Spaltung hört man immer wieder“, so Wieser. Die Uhrturmkasematten werden noch bis zum 25. August in das „Nachtasyl“ verwandelt.

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