Wenn Musik und Handwerk verschmelzen

Nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch Musikalität liegen Helmut Gollob im Blut: Der Südsteirer ist einer der letzten Blasinstrumentebauern Österreichs, und er gewährt Einblick in seine Werkstatt in Wagendorf.

Horn, Tuba, Trompete, Klarinette, Flöte oder Posaune: In der Volksmusik geben sie den richtigen Ton an - ihre Vielfalt lässt die Lieder zu klanglichen Erlebnissen werden. Auch heute noch werden viele der Instrumente in Handarbeit gefertigt und restauriert.

Eine musikalische Liebesgeschichte

Dahinter steckt handwerkliches Geschick als auch eine gewisse Musikalität. Helmut Gollob verfügt über beides - sowie auch die nötige Portion Leidenschaft: „Jedes Instrument ist individuell. Man verliebt sich eigentlich in jedes. Das ist immer etwas Einzigartiges, denn es ist nicht so, dass es von Maschinen produziert wird - nein, das produziert man mit Fleisch und Blut, kann man sagen“, schildert der Meister für Musikinstrumenteerzeugung.

Gollob

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Helmut Gollob in seinem Element

Bei seiner Arbeit spielt Messing eine besondere Rolle - wobei es mit Temperaturen bis zu 900 Grad heiß hergeht, um die Blechblasmusikerträume umzusetzen. Doch es ist ein weiter Weg bis in die Musikkapelle oder ins Orchester.

Millimeterarbeit und Muskelkraft

Als Blechblasinstrumenteerzeuger sind der Südsteirer und seine Tochter die letzten ihrer Zunft - Gründe weiterzumachen, sieht Lena Gollob viele: „Die Vielfalt, die man hat: Das Bauen ist immer anders, manchmal kommen Komplikationen dazu, vielleicht ist das nächste Instrument dann wieder einfacher zu bauen. Und: Man kann nie abschätzen, ob das Material wirklich so oder so wird. Zufall spielt auch eine Rolle“ - dem man mit Millimeterarbeit und Muskelkraft entgegentritt.

Gollob

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Lena Gollob führt das Handwerk ihres Vaters weiter

Mit allerhöchstem Fingerspitzengefühl will so etwa der Stimmzugbügel einer Trompete gebogen werden: „Unser Rohr ist mit Blei gefüllt - vorher geglüht, damit es biegsam ist. Dann wird es gebogen“, lässt sich Lena Gollob über die Schulter blicken.

Passion mit historischem Hintergrund

Das Löten und Schmieden verlangen ein Gespür für das Handwerk, Kenntnisse von Physik im Bereich der Akustik und Tonerzeugung, ein gutes Gehör und Sinn für Ästhetik - die Voraussetzungen für den Blechblasinstrumenteerzeuger sind vielfältig: „Das Schwierigste ist eigentlich die Herstellung eines Schallstücks. Aber jeder Arbeitsschritt macht das Instrument schöner - bis zum Schluss, bis zu dem Moment, wo es poliert ist und lackiert. Dann ist es fertig“, so Gollob.

Werkstatt der Gollobs

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Blick in die Werkstatt der Gollobs

Der Moment, wenn der Kunde dann das Instrument zum ersten Mal in der Hand hält, ist für Meister wie Musiker ein besonderer. Auf eine Jahrtausende alte Geschichte lässt sich diese Passion zurückführen, erzählt Lena Gollob: „Das Blechblasinstrument ist ja eigentlich aus Tierhörnern entstanden. Die Entwicklungen gingen immer weiter bis zur Bronzezeit - bis hin zu den Römern, Ägyptern und hin zur Gegenwart.“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 15.09.2018

Eine Familiensache

Die Vielfalt der Instrumente lässt erahnen, wie komplex und umfangreich die Arbeit eines Blasinstrumentenherstellers ist - für Helmut Gollob pure Leidenschaft: „Das war eigentlich mein Traumberuf, weil ich von klein auf mit Musik zu tun hatte - mein Vater war Kapellmeister. Also war es schon in jungen Jahren so, dass ich diesen Beruf erlernen wollte“ - den er nun auch an seine Tochter weitergegeben hat.

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