Bitterböse „Mitwisser“ am Grazer Schauspielhaus

Ein bitterböses Spiel über die Falle Internet geht derzeit im Grazer Schauspielhaus über die Bühne. „Die Mitwisser“ heißt die Komödie von Philipp Löhle, der das Internet als Figur auftreten lässt - eine österreichische Erstaufführung.

Das Internet hat den Alltag in den vergangenen Jahren massiv verändert - Autor Philipp Löhle schrieb nun ein Stück über diese Veränderungen. Das Spannende: Das Internet tritt dabei als Figur auf und bringt das Leben des Protagonisten völlig durcheinander.

"Die Mitwisser"

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Mit dem Herrn Kwant unter der Bettdecke

Eine kleine, leichtfertige Unterschrift und schon kommt Theo Glass in den Genuss eines scheinbar allwissenden Assistenten: Herr Kwant ist das personifizierte Internet. Der mehr als hilfsbereite Assistent mischt sich immer mehr in Theos Leben ein; selbst in intimsten Momenten ist Kwant dabei und taucht unter der Bettdecke auf.

"Die Mitwisser"

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Autor Philipp Löhle hat das Stück in einer analogen Zeit angesiedelt - Regisseurin Felicitas Braun lässt es in bunten Kostümen der 1970-er Jahre spielen.

Bespielte Schaumstofflandschaft

Den Boden bedeckt eine flache Landschaft aus Schaumstoff, die mit zahlreichen Gängen und Erhebungen ein wenig an einen Computerprozessor erinnert und die ständig bespielt wird.

"Die Mitwisser"

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"Die Mitwisser"

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„Findet man noch Wissen gemeinsam heraus?“

„Die Mitwisser“ zeigt humvorvoll verpackt, wie das Internet unseren Alltag erleichtert und gleichzeitig zu gefährlicher Abhängigkeit führen kann. „Das Stück ist tatsächlich zweigeteilt: Am Anfang wird das Internet als Zusatz erlebt. Die Welt sollte sich nicht verändern, aber dadurch, dass sich die Menschen verändern, verändert sich auch deren Welt. Das was wir tun, hat Ausschlag auf das, was zurück kommt - dass Beziehungen sich verändern, die Gespräche, die Kommunikation verändert sich. Gibt es eigentlich noch Gespräche, hört man den anderen noch zu? Findet man noch Wissen gemeinsam heraus oder holt man es sich einfach nur ab“, so Braun.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 15.2.2019

Kein Entrinnen

Unbemerkt bauen die Kwants ein System der ständigen Überwachung und Kontrolle auf, aus dem es kein Entrinnen gibt. „Das ist etwas, was wir auch aus unserem Alltag kennen. Dass wir uns darüber klar sind, dass, wenn wir Daten von uns abgeben, diese Daten wiederum weitergereicht werden. Und davon wissen wir oft gar nicht“, so Braun.

Autor Philipp Löhle bezeichnet das Stück im Unterntitel als „Idiotie“, zeigt es doch die Absurditäten des digitalen Zeitalters, meint Regisseurin Felicitas Braun: „Wenn man jetzt sagt, das ist eine Idiotie, dann geht es soweit, dass er zwar den Vertrag zerreißt, aber die Kwants sagen, das ist trotzdem noch gültig. Also man kommt nicht mehr raus. Bis es zu eine Dystopie geht.“

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