Lehrlinge erfüllen Anforderungen oft nicht

Für Unternehmen scheint es zunehmend schwierig zu sein, junge Menschen zu finden, die dem Anforderungsprofil für Lehrlinge entsprechen. Einer steirischen Studie zufolge erfüllen 70 Prozent der Lehranfänger im Industriebereich die Anforderungen nicht.

Lehrlinge, Lehrberuf

APA/Hans Klaus Techt

Die Suche nach kompetenten Lehrlingen ist für Unternehmen oft schwierig

Anlässlich des „Tages der Lehre“ präsentierte die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Steiermark (STVG) am Dienstag im Auftrag der Industriellenvereinigung (IV) die Ergebnisse der Studie „Aufnahmekriterien für Lehrlinge“. Demnach klafft zwischen den Anforderungen der Unternehmen und den Kompetenzen der Jugendlichen in Industrieberufen eine große Lücke. Bis zu 70 Prozent erfüllen laut dieser Studie die Anforderungen nicht.

Jeder Zweite hat Probleme beim Rechnen

Mehr als jeder Zweite, nämlich 53 Prozent, hat gravierende Probleme in Mathematik, 38 Prozent zeigen Schwächen beim sinnerfassenden Lesen. Die Ergebnisse seien ein Beleg für den Reformbedarf im heimischen Schulwesen, so STVG-Geschäftsführer Peter Härtel.

Um aussagekräftige Daten darüber zu bekommen, was Betriebe von Lehrstellenbewerbern erwarten und wie sie die Kenntnisse und Kompetenzen, die Jugendliche mitbringen, einschätzen, wurden österreichweit mehr als 1.700 Unternehmen befragt, so Härtel. Es lägen damit aussagekräftige Daten für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch vor. Diese Daten sollen Jugendlichen und Lehrern Auskunft geben, worauf es in der Arbeitswelt ankommt.

Die Industrie als Ausbildungsstätte

Die Industrie ist laut Industriellenvereinigung nach Gewerbe und Handel der drittgrößte Lehrlingsausbildner Österreichs. Aktuell werden rund 16.000 Lehrlinge ausgebildet. Im Vergleich zum September des Vorjahres gab es heuer im September bei den Lehranfängern in der Industrie ein Plus von über zehn Prozent.

IV: Wo bleibt der Nachwuchs?

Die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Unternehmen - insbesondere in der Industrie - und dem, was Lehranfänger an Kompetenz mitbringen, wird immer größer, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Österreich stehe aufgrund der demografischen Entwicklungen vor enormen Herausforderungen. „Der Nachwuchspool, aus dem die Unternehmen schöpfen, trocknet nach und nach aus“, kritisierte Neumayer. In diesem Sinne sei, so Neumayer, auch das Engagement der IV beim „Bildungsvolksbegehren“ zu verstehen. Man müsse die ideologischen Gräben in der Bildungs- und Ausbildungsfrage überwinden.

Aber nicht nur Unternehmen, auch Lehrlinge selbst sind mit ihrer Ausbildung unzufrieden. Das zeigt eine Studie der Arbeiterkammer. Mehr dazu in wien.ORF.at

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