Graz-Salzburg: Studie zeigt Folgen der ÖBB-Kürzung

Die ÖBB planen ab Dezember vier tägliche Direktzüge von Graz nach Salzburg zu streichen. Eine Studie der Uni Graz zeigt mögliche Auswirkungen: bis zu 400.000 zusätzliche Autofahrten und Folgen für Wirtschaft und Tourismus. Kritik kommt von den ÖBB.

Railjet

APA/Erich Nährer/ÖBB

Das Streichen von Zugverbindungen könnte massive Folgen für die Region haben

Ein massive Verlagerung des Verkehrs auf die Straße sei durch die geplanten Zugstreichungen auf der ÖBB-Strecke Graz-Salzburg zu befürchten, so die Studie des Institutes für Geografie an der Universität Graz.

Bahnfahren wird weniger attraktiv

Bisher bestand für Fahrgäste auf der Zugstrecke Graz-Salzburg ein Zwei-Stunden-Takt mit Anschluss nach Linz, Innsbruck und Vorarlberg. Die geplante Streichung von vier der sieben Zugpaare ab dem 12. Dezember würde - auch wenn ein Teil durch zusätzliche REX-Verbindungen kompensiert werden soll - das Bahnfahren immer weniger attraktiv machen, so Studienautor Christian Kozina.

Wertschöpfungsverlust im Tourismus

Wenn sich durch die Kürzungen die Fahrzeiten durch den Umstieg auf Regionalzüge verlängern, würden laut der Studie im besten Fall 75 Prozent der Fahrgäste andere Zugverbindungen nutzen, der Rest aufs Auto umsteigen - das würde rund 100.000 zusätzliche Autofahrten jährlich ergeben. Bei 90-prozentigem Umstieg aufs Auto hieße das 400.000 zusätzliche Autofahrten, aufgeteilt auf die einzelnen Abschnitte.

Mehr zum Thema:

Feinstaub, Staus und Lärm würden sich dadurch „deutlich erhöhen“, befürchtet der Studienautor. Im Tourismus seien Wertschöpfungsverluste von zehn bis 20 Millionen Euro zu befürchten. Hinzu kämen Kosten für Unfälle, Umwelt- und Klimaschäden, die Kozina mit 1,7 Millionen Euro bezifferte.

Während die ÖBB durchschnittlich von 32 Fahrgästen auf der Strecke Graz-Salzburg ausgeht, rechnete Kozina mit durchschnittlich 150 Zugbenützern. „Die Zahl der durchgehend fahrenden Kunden ist vielleicht richtig, aber für die Berechnungen irrelevant. Die Züge bilden das Rückgrat für die Anbindung aller an der Strecke liegenden Orte und sind nicht nur für Fernreisende zwischen Graz und Salzburg reserviert“, begründete der Studienautor.

„Zielnetz 2025+“ gefährdet

Kozina sprach sich grundsätzlich für die Beibehaltung des bisherigen Zwei-Stunden-Taktes aus und bekam dabei Schützenhilfe von Peter Veit, dem Leiter des Instituts für Eisenbahnwesen der TU Graz. Er sieht das „Zielnetz 2025+“ mit dem geplanten integrierten Taktfahrplan der ÖBB gefährdet: „Bedenkt man, wie schwer es ist, enttäuscht abgewanderte Kunden wieder zurückzugewinnen, dann stellt eine derart massive Reduktion des Angebots das Zielnetz 2025+ infrage“, so der Experte.

Der Verein „Fahrgast Steiermark“ entwickelte daher für Österreich ein Konzept, bei dem IC- und REX-Züge zu einem „Interregio“-Zugsystem verschmelzen. Damit könnte nicht nur der Fernverkehr aufrechterhalten, sondern auch regionale Verkehrsbedürfnisse erfüllt, wird argumentiert.

Studie für ÖBB nicht nachvollziehbar

Die ÖBB üben unterdessen heftige Kritik an der Studie: Die Ergebnisse würden auf Annahmen basieren, die seitens der ÖBB nicht nachvollziehbar sind. Die in der Studie angeführten bis zu 400.000 zusätzlichen Autofahrten auf der Strecke zwischen Graz und Salzburg pro Jahr sind für die ÖBB nicht nachvollziehbar, da die derzeitigen Frequenzwerte auf diesen Zügen weitaus geringer sind als die angegebenen Daten.

Link: