Schüller mahnt Kirchenreformen ein

Mit dem öffentlichen „Aufruf zum Ungehorsam“ hat sich die Pfarrerinitiative um Helmut Schüller im Sommer Gehör verschafft. Auch bei seinem Vortrag Freitagabend in Graz mahnt Schüller „dringend notwendige Reformen“ der katholischen Kirche ein.

Abschaffung des Zölibats, Wiederverheiratung Geschiedener oder die Aufnahme von Frauen ins Priesteramt, das sind einige der zentralen Forderungen der österreichweiten Pfarrer-Initiative. Und auch bei seinem Vortrag in der restlos gefüllten St. Anna-Kirche in Graz-Gösting erntete Helmut Schüller minutenlangen Applaus.

Helmut Schüller spricht in der St. Anna-Kirche in Graz-Gösting

ORF

Wege aus der Kirchenkrise

Der Weg aus der Kirchenkrise könne nur gelingen, wenn die Kirche sich endlich den Anforderungen des 21. Jahrhunderts stelle, meinte Schüller: „Eine Kirche, die sich jahrhundertelang gegen die Moderne gesperrt hat, hat es halt schwer in der modernen Zeit. Aber ich teile die Einschätzung vieler nicht, dass die Kirche in Europa in der Krise ist, ich glaube nur, wir sind am weitesten vorne und probieren das durch, was den anderen Kontinenten noch blüht.“

Aufruf zum Ungehorsam

Heuer im Juni veröffentlichte die Pfarrerinitiative den vieldiskutierten „Aufruf zum Ungehorsam“. Darin erklären die unterzeichnenden Priester unter anderem, dass sie wiederverheirateten Geschiedenen die Eucharistie nicht verweigern, dass sie das Predigtverbot für ausgebildete Laien missachten und sie fordern die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt.

360 Priester und Diakone haben unterschrieben

Damit hätten die Pfarrer in ihrem Bereich mit der Kirchenreform bereits begonnen, so Schüller. Die Aufregung habe sich zum Teil wieder gelegt, die Initiative werde ihren Weg weitergehen. Mittlerweile haben 360 Priester und Diakone den Aufruf unterschrieben, viele davon in der Steiermark, bestätigte Schüller: „Wir wünschen uns, dass die Bischöfe in einen neuen Dialog mit dem Kirchenvolk als Ganzes eintreten. Denn wir kommunizieren ja nur das, was die Mehrheit der in den Pfarren Engagierten und an der Kirche Interessierten, wirklich wünschen.“

Die Geschichte zeige aber ohnehin, dass Systeme relativ rasch in Bewegung geraten können, gerade dort, wo die Veränderung lange - zu lange - hintangehalten wurde.

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