Jahrestag Karlau-Geiselnahme: Folgen bis heute

Vor 15 Jahren haben Insassen der Justizanstalt Graz-Karlau drei Frauen als Geisel genommen - die Sicherheitsbestimmungen wurden daraufhin drastisch verschärft. Die Beteiligten lässt die Geiselnahme bis heute nicht los.

Drei Insassen der Strafanstalt Graz-Karlau brachten am Vormittag des 14. November 1996 in der Kantine des Gefangenenhauses drei Frauen in ihre Gewalt und drohten, sich und ihre Geiseln in die Luft zu sprengen. Ihre Forderung: acht Millionen Schilling (581.383 Euro) und einen Hubschrauber für die Flucht.

Kantine der Strafvollzugsanstalt Karlau am Tag nach der Geiselnahme

APA/ GEPA/ HPK

Die Kantine der Strafvollzugsanstalt Graz-Karlau am Tag nach der Geiselnahme

Geiselnahme drohte zu eskalieren

Nach einigen Stunden wurden die Geiselnehmer zunehmend fordernder, die Situation drohte zu eskalieren, erinnert sich der damalige Chefverhandler der Polizei, Eduard Hamedl: „Nach sechs Stunden hat einer gesagt: Herr Hamedl, sie können gut mit mir reden, aber ich will jetzt Taten sehen. Sollte nichts passieren, werden wir anfangen, die Frauen zu quälen, ihnen Ohren abschneiden und sie töten.“

Rettungsfahrzeuge am Tag der Geiselnahme vor dem Eingang zur Strafanstalt Karlau

APA/ GEPA/ HPK

Die Geiselnahme ging unblutig zu Ende

Traumatisches Erlebnis

Nach zehn Stunden gelang es der Polizei, die Geiselnahme unblutig zu beenden. Obwohl Hamedl seit 20 Jahren immer wieder in schwierigen Fällen verhandelt, lässt ihn diese Geiselnahme bis heute nicht los - er habe noch immer Kontakt zu den damaligen Geiseln, erzählt er: „Ich treffe sie ab und zu. Es muss uns bewusst sein, wenn jemand zehn Stunden in der Gewalt von Geiselnehmern ist, mit einer Brandbombe am Rücken und der Geiselnehmer immer wieder mit dem Zündmechanismus spielt, dass da Todesängste sind. Manche schaffen es, mit einer guten Aufarbeitung, damit gut zu leben, und einige schaffen das überhaupt nicht."

Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft

Karl Hochstrasser, Leiter der Justizanstalt Graz-Karlau betont, dass seither die Sicherheitsvorkehrungen stark verschärft wurden: „Die Kantine wurde umgebaut, sie wurde mittels Gitter sicherer gemacht, dass den Bediensteten nichts mehr passieren kann bzw. dass sie wesentlich besser geschützt sind. Es werden außerdem mehr Bedienstete eingesetzt, die Vorführungen finden einzeln statt, und auch die Sicherheitstechnik wurde vermehrt." Eine Geiselnahme wie damals wäre daher heute nicht mehr möglich, einen hundertprozentigen Schutz gebe es aber nicht, so Hochstrasser.

Link: