Mutter infizierte Baby mit HIV - Prozess vertagt

Weil sie ihr Baby mit dem HI-Virus infiziert hat, ist am Montag eine 42 Jahre alte Frau erneut vor Gericht gestanden. Die Angeklagte leugnet nach wie vor die Existenz der Immunschwächekrankheit Aids. Der Prozess wurde vertagt.

Die Angeklagte ist HIV-positiv, ihr Ehemann starb im Mai 2010 an Aids. Das Paar hat vier Kinder, drei davon sind gesund - die Mutter hörte bei den Geburten auf die Warnungen der Ärzte und brachte sie per Kaiserschnitt zur Welt. Das vierte Kind, ein mittlerweile fast dreijähriges Mädchen, gebar die 42-Jährige jedoch bei einer Hausgeburt.

Die angeklagte Mutter

ORF

Die Angeklagte leugnet die Existenz von Aids

Stillverbot ignoriert

Als die Jugendwohlfahrt von der Geburt Kenntnis erlangte, wurde ein Stillverbot verhängt: „Wenn man nicht abstillt, ist die Gefahr groß, dass sich das Kind mit HIV ansteckt“, erklärte die zuständige Amtsärztin am Montag vor Gericht. Die Angeklagte unterschrieb das Stillverbot zwar, hielt sich aber nicht daran - man könne eine Mutter nicht zu etwas zwingen, von dem sie überzeugt ist, dass es ihrem Kind schadet, begründet sie ihr Handeln.

„Behörden sagten, ich sei HIV-positiv“

„Die Behörden haben behauptet, ich bin HIV-positiv; nur weil es die Behörden sagen, muss es nicht stimmen“, so die Angeklagte am Montag. Außerdem seien sich die Ärzte uneinig wegen des Stillens: Bei vier Geburten habe sie dazu vier verschiedene Ratschläge von Ärzten bekommen, so die Angeklagte.

Erst als das Baby mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung im Spital lag, ließ sie die Behandlung mit Medikamenten gegen das HI-Virus zu - zumindest eine Zeit lang, dann weigerten sich die Eltern wieder, dem Kind die Medizin zu geben.

Schon einmal verurteilt

Die 42-Jährige hatte sich bereits im vergangenen Jahr wegen schwerer Körperverletzung, Verbreitung einer übertragbaren Krankheit, Körperverletzung mit schwerer Dauerfolge und Verleumdung vor Gericht verantworten müssen. Verurteilt wurde sie aber nur wegen Körperverletzung an ihrer Tochter zu zehn Monaten bedingter Haft, die anderen Punkte fielen weg. Die Angeklagte berief aber gegen das Urteil, und das Oberlandesgericht hob es auf - so muss der Prozess nun ein zweites Mal durchgeführt werden.

Angeklagte: „Bin nicht krank“

Obwohl sie seit über 20 Jahren HIV-positiv sein soll, gab die Beschuldigte immer wieder an, dass sie selbst nicht krank sei: „Meine Einstellung ist, dass ich gesund bin. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal krank war“, erklärte sie. Selbst führte sie das auf ihre rein vegane Ernährung und eine gesunde Lebensweise zurück.

Doch der Gutachter widersprach ihr: „Es gibt keine Hinweise auf Heilung von HIV in der Literatur.“ Dass bei ihr die Krankheit trotz Verweigerung jeder Behandlung bisher ausgeblieben sei, bedeute nur, dass der Körper vorläufig das Virus noch kontrollieren könne, so der Sachverständige im ersten Prozess.

Aids bei Tochter voll ausgebrochen

Tatsache ist, dass bei der fast Dreijährigen die Aids-Erkrankung voll ausgebrochen ist; trotzdem bescheinigte der Gutachter dem Mädchen, dass es mit Hilfe von Medikamenten ein einigermaßen normales Leben führen werde können, wenn auch mit eingeschränkter Lebensqualität.

„Sie wollen mich nicht verstehen“

An der Einstellung der 42-Jährigen hat sich allerdings auch am Montag nichts geändert: „Sie wollen mich nicht verstehen“, schleuderte sie dem Richter entgegen. Der Prozess wurde vertagt, weil noch ein Zeuge und ein Sachverständiger gehört werden müssen; Ende Jänner soll es ein Urteil geben.