Diözese weist südsteirischen Pfarrer zurecht

Die Diözese Graz-Seckau hat am Montag schriftlich zu den Aussagen eines südsteirischen Pfarrers zur Homosexualität Stellung genommen. Indirekt wurde seine Zurechtweisung angekündigt; gleichzeitig lehnt man eine Abberufung ab.

Es sind Schlagworte wie „Triebverirrung“ und „heilbare Krankheit“, mit denen Pfarrer Karl Tropper in einem Pfarrblatt gegen Homosexuelle wetterte - mehr dazu in Südsteirischer Pfarrer gegen Homosexualität - eine Vorgehensweise, die nicht nur Homosexuellen-Vetreter auf den Plan ruft.

Offener Brief an Bischof Egon Kapellari

In einem offenen Brief an Bischof Egon Kapellari fordert etwa die steirische Arbeitsgemeinschaft „Homosexuelle und Glaube“ (HuG) die sofortige Abberufung des Pfarrers: „Er veröffentlicht seit Jahren immer wieder hetzerische Artikel gegen Schwule und Lesben. Wenn die Kirche glaubwürdig sein möchte, sind disziplinäre Maßnahmen gegen diesen Priester daher höchst an der Zeit“, sagt der Sprecher der HuG, Heinz Schubert; andernfalls würden weitere Lesben und Schwule die Kirche verlassen.

Diözese nimmt Stellung

In der Erklärung der Diözese Graz-Seckau heißt es, dass Pfarrer Tropper zur Homosexualität auf eine Weise Stellung genommen habe, „die bei davon Betroffenen und weit über deren Kreis hinaus zu Kritik und auch zu Empörung geführt hat“. Der in St. Veit am Vogau wirkende Geistliche habe sich vor einiger Zeit auch zum Islam „zu einer nicht hinzunehmenden, generell abwertenden öffentlichen Äußerung hinreißen lassen und wurde auch seitens der Diözese zurechtgewiesen. Gleiches gilt jetzt auch betreffend seine Stellungnahmen zum Thema Homosexualität“, so der Text der Aussendung.

Die katholische Kirche stehe „in der Spannung zwischen der gebotenen Nichtdiskriminierung homosexuell orientierter Menschen und der Bewertung von praktizierter Homosexualität“, schließt die Erklärung: „Es geht, kurz gesagt, um die Spannung zwischen einer aus der Glaubenstradition resultierenden Bindung an ein Prinzip und dem einfühlsamen Umgang mit den konkreten Biografien homosexueller Menschen.“

Pfarrblatt Homosexualität

ORF

Auch die Diözese Graz-Seckau distanziert sich von den Aussagen im Pfarrblatt

Würde des Menschen mit Füßen getreten

Laut HuG, der steiermarkweit rund 50 Lesben und Schwule angehören, soll Tropper dem Pfarrblatt vor sieben Jahren schon einmal ein Flugblatt beigelegt haben, in dem er einen Zusammenhang zwischen der Verwüstung von New Orleans durch Hurrikan Katrina und dem dortigen Gay-Pride-Festival hergestellt haben soll. „Wir empfinden diese Vorgangsweise als menschenverachtend, und damit tritt er unseres Erachtens auch den Grundsatz des christlichen Glaubens - nämlich die Würde jedes Menschen - mit Füßen“, sagt Schubert.

Einheit der Kirche gefährdet

Heftige Kritik an Tropper kommt aber auch von der Katholischen Aktion (KA), der größten Laienaktion in der Katholischen Kirche. „Das sind selbstverständlich völlig inakzeptable Aussagen, die keinesfalls richtig sind. Auch der Pfarrer von St. Veit am Vogau kann sich um die Erkenntnisse der Humanwissenschaft nicht herum stehlen. Ich vertrete die Meinung, dass hier der Kirche wirklich mutwillig Schaden zugefügt wird. Für mich ist der Pfarrer von St. Veit am Vogau ein Spaltpilz, der die Einheit der Kirche massiv gefährdet“, so KA-Generalsekretär Hans Putzer.

Rechtliche Schritte eingeleitet

Bereits rechtliche Schritte in die Wege geleitet hat der Verein der Rosalila PantherInnen - so wurde der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung übermittelt. Nun soll geprüft werden, ob die Beilage im Pfarrblatt den Tatbestand der Verhetzung erfüllt. „Gegen Hassprediger muss vorgegangen werden, egal welcher Konfession sie angehören“, so Kurt Zernig, Vorsitzender der Rosalila PantherInnen.

Pfarrer ist sich keiner Schuld bewusst

Tropper selbst ist sich indessen keiner Verfehlung bewusst: Er habe niemanden beleidigen oder diskriminieren wollen, so Tropper, sagt aber im gleichen Atemzug: „Die Homosexuellen sind, wenn man etwas sagt, das nicht nach ihrem Sinn ist, automatisch beleidigt - wie auch Muslime, etwa wenn man ihnen die Christenverfolgungen vorhält. Sie haben ein schlechtes Gewissen.“