Filzmaier sieht Bonus für Nagl

Wer profitiert vom Platzen der schwarz-grünen Koalition in Graz? Die ÖVP sei zum letztmöglichen Zeitpunkt ausgestiegen, so der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier, der auch Auswirkungen auf die Landespolitik sieht.

Laut Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) komme für ihn eine Koalition mit den Grünen auch nach der Wahl im Jänner nicht mehr infrage - mehr dazu in Graz: Nagl lässt Koalition mit Grünen platzen.

Schwarz-Rot mit Vor- und Nachteilen

In diesem Fall seien die Auswirkungen auf die Landespolitik neu zu beurteilen, sagt Peter Filzmaier: „Sollte es beispielsweise Schwarz-Rot geben, dann regieren dieselben Parteien wie im Land. Das hat Vorteile bei der Berechenbarkeit und Nachteile, dass man auch in Sippenhaft genommen wird. Wenn auf Landesebene die Parteien ein schlechtes Image haben, dann wird das auch auf die Stadt übertragen und umgekehrt.“

Peter Filzmaier

ORF

Mit dem Ausstieg aus der Koalition habe sich Nagl als aktiver Politiker präsentiert, so Filzmaier

„ÖVP in besserer Position“

Mit dem Ausstieg aus der Koalition habe sich Nagl als aktiver Politiker präsentiert - sicher ein Bonus im Wahlkampf analysiert der Politikwissenschaftler: „Allgemein ist die ÖVP wahlstrategisch in der besseren Position. Sie wird einen Amtsinhaberwahlkampf führen und hat mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere rechnerische Möglichkeiten für eine neue Koalition - mit der SPÖ an erster Stelle, vielleicht aber auch mit der FPÖ. Die Grünen haben es da schwieriger: Der Wahlkampf als Regierungspartei wird schwierig, zurückzukehren in die Oppositionsrolle - da sind schon andere, insbesondere die KPÖ, um denselben Stimmenpool kämpfend, und man hat auch keine anderen Regierungsmehrheiten, die realistisch sind.“

„Bequemere Variante“

Filzmaier sagt außerdem, dass die Volkspartei in einer anderen Koalition möglicherweise besser über den Konflikt zwischen Wirtschaft und Umwelt hinwegkomme: „Die ÖVP will vielleicht wieder die bequemere Variante, denn in der Zusammenarbeit mit der SPÖ - und das ist nach der Wahl, bis dahin ist ein freies Spiel der Kräfte am wahrscheinlichsten - hat man jahrzehntelange Erfahrung, und meistens ist das gut gegangen, auch wenn es nicht alle Wähler immer so gesehen haben.“

Das vollständige Interview mit Peter Filzmaier - geführt von Radio Steiermark-Redakteur Günter Encic - können Sie hier nachhören:

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