Murtal: Unwetter zogen Spur der Verwüstung

Nach den Unwettern Dienstagabend im Bezirk Murtal ist in vier Gemeinden Katastrophenalarm ausgerufen worden, einige Gehöfte sind noch immer nicht erreichbar. Der Schaden in der gesamten Steiermark geht in die Millionen.

Erst vor etwa zwei Wochen sorgten schwere Unwetter im Bezirk Murtal und auch Liezen für enorme Schäden - mehr dazu in Unwetter: Schaden geht in die Millionen (26.6.2012).

177 Liter Niederschlag in eineinhalb Stunden

Dementsprechend übersättigt ist der Boden und kann noch nicht so viel aufnehmen - laut Landeswarnzentrale wurden im Murtal Dienstagabend aber binnen eineinhalb Stunden 177 Liter Niederschlag gemessen.

Der Granitzenbach war im Bereich Obdach und Weißkirchen aus den Ufern getreten; zahlreiche Gebäude wurden zum Teil stark beschädigt, Garagen und Wirtschaftsgebäude wurden weggerissen. Die Obdacher Straße (B78) war vorübergehend wegen Überflutung gesperrt.

Güterzug entgleist

Bei Obdach fuhr ein Güterzug der ÖBB in eine Mure. Die beiden vorgespannten Loks durchquerten die Mure praktisch unbeschadet, allerdings sprangen mehrere Waggons aus den Schienen und kippten um. Verletzt wurde niemand.

Gekiptter Güterzug

ORF

Der umgestürzte Güterzug

Wegen des schweren Schadens am Oberbau dürfte die nur für den Güterverkehr genutzte Strecke zwischen Obdach und Bad St. Leonhard in Kärnten zwei Wochen gesperrt bleiben. Den Schaden bezifferte ÖBB-Sprecher Christoph Posch mit „in die hunderttausende Euro gehend.“

Zahlreiche Keller überflutet

In Bischoffeld wurden zahlreiche Keller und ein Wirtschaftsgebäude überflutet. In Apfelberg ging eine Mure ab und verlegte eine Straße zu einem Firmenareal. In St. Margarethen wurden ein Schwimmbad von den Schlammmassen sowie mehrere Keller überflutet.

Unwetter

Berufsfeuerwehrverband Judenburg

Lage entspannt ich nur langsam

Die Lage entspannt sich zwar langsam, aber in einigen Gebieten der vier Katatrophengemeinden Amering, Obdach, St. Anna und Eppenstein zeigt sich immer noch ein Bild der Verwüstung.

Nach ersten Erkundungsflügen durch das Bundesheer steht fest, dass die Schäden enorm sind, sagt Kurt Kalcher von der Katastrophenschutzabteilung des Landes: „Wir haben in den vier Gemeinden massive Schäden in der Infrastruktur, und diese Infrastruktur gehört nun gemeinsam mit den Kräften des Straßenerhaltungsdienstes, des Wasserbaus, der Wildbach- und Lawinenverbauung wiederhergestellt.“ Auch wurde Bundesheerassistenz für die Sicherung und Errichtung von beschädigten bzw. weggerissenen Brücken angefordert.

Unwetter

OBI Thomas Zeiler / BFVKF

Nicht nur Murtal betroffen

Das verheerende Unwetter wütete aber nicht nur im Murtal, sondern zog fast über die gesamte Steiermark: Mehr als 1.000 Feuerwehrleute standen und stehen landesweit im Unwettereinsatz.

In Maria Lankowitz im Bezirk Voitsberg trat durch den neuerlichen Starkregen der Lankowitzer Bach über die Ufer und überflutete zahlreiche Keller; die Feuerwehren im Bereich Edelschrott, Pack und Köflach hatten mit Hangrutschungen und Überflutungen zu kämpfen.

In Hartberg ist ein Möbelhaus massiv betroffen: Durch das heftige Gewitter gelangten tausende Liter Wasser in das Geschäft und das Möbellager - nach ersten Schätzungen entstand allein hier ein Schaden von 80.000 Euro.

Im Bezirk Graz-Umgebung mussten die Feuerwehren in Vasoldsberg, aber auch in Kalsdorf und in Werndorf vermurte Straßen vom Erdreich befreien, umgestürzte Bäume von Straßen entfernen und überflutete Keller auspumpen.

Schließlich hatte auch die Grazer Feuerwehr Hochbetrieb: Insgesamt musste man zu 60 Einsätzen ausrücken - unter anderem musste das Dach des Landestierheimes in der Grabenstraße mit Planen zugedeckt werden.

Oststeirer von Blitz getroffen

Trotz der Heftigkeit der Unwetter gab es im Murtal keine Verletzten. In Waisenegg im Bezirk Weiz wurde ein Jägerehepaar auf einem Hochstand von einem Blitz getroffen und glücklicherweise nur leicht verletzt. In Obergnas (Bezirk Feldbach) setzte am Mittwoch kurz nach Mitternacht ein Blitzschlag den Dachstuhl eines Wohnhauses in Brand.

Hagelschäden am Kürbis

Öst. Hagelversicherung

Die Hagelversicherung spricht von einem Schaden von rund 3,5 Mio. Euro für die steirische Landwirtschaft

Große Schäden in der Landwirtschaft

Große Schäden entstanden aber nicht nur an der Infrastruktur und in privaten Haushalten - besonders durch die Hagelunwetter betroffen sind auch zahlreiche Landwirte: Nach ersten Erhebungen der Hagelversicherung entstand allein am Dienstag ein Schaden von 3,5 Millionen Euro; besonders betroffen sind Mais, Kürbis, Gemüse, Obst und Wein in den Bezirken Deutschlandsberg, Graz-Umgebung und Leibnitz. Rund 6.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen wurden laut Hagelversicherung beschädigt.

Land verspricht rasche Hilfe

Seitens des Landes sicherten Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP) rasche Hilfe zu: „Ich sage auch hier wieder, dass wir alles auch in den Einzelschäden tun werden, dass es keine existenziellen Schwierigkeiten geben wird. Da werden wir wirklich Lösungen finden, wo alle spüren, dass wir helfen“, so Voves. Schützenhöfer ergänzt: „Wir sind hier, um den Menschen in dieser Situation seitens des Landes zu sagen, dass wir alles, was wir tun können, das wir das rasch tun. Die Katastrophenschutzmittel werden wir so rasch wie möglich auszahlen.“