Filzmaier: Kampf um Nichtwähler bei Graz-Wahl

Der Kampf um die Nichtwähler werde die Grazer Wahl entscheiden – das erwartet sich der Politologe Peter Filzmaier. Filzmaier sieht dahinter das „taktische Motiv“ der ÖVP, denn die Nichtwähler dürften die deutlich größte Wählergruppe sein.

Der Amtsinhaber-Bonus werde Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) zwangsläufig viel Medienpräsenz bringen, was in einem so kurzen Wahlkampf von großer Bedeutung sein könnte, so Peter Filzmaier.

Organisationsstärke und Mobilisierungsfähigkeit

Außerdem gehe die Volkspartei offenbar davon aus, aus dem Lager der Nichtwähler am besten Stimmen gewinnen zu können: "Wenn wir jetzt einen extrem kurzen Wahlkampf und auch voraussichtlich wieder eine geringe Wahlbeteiligung haben, dann geht es ganz banal um die Organisationsstärke und die Mobilisierungsfähigkeit der Parteien. Aufgrund der geringen Wahlbeteiligung könnte das in Graz auch ein Wettbewerb ‚Not gegen Elend‘ zwischen den Parteien sein“, analysiert Filzmaier.

Politologe Peter Filzmaier

ORF

Nach dem Platzen der schwarz-grünen Koalition Ende Mai sah Filzmaier einen Vorteil für Nagl - mehr dazu in Filzmaier sieht Bonus für Nagl (31.5.2012)

Kein „Bürgermeisterduell“ mit SPÖ

Der relativ geringe Bekanntheitsgrad der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Martina Schröck werde zwar viel thematisiert, sei aber nicht entscheidend, weil die SPÖ ohnedies in kein Bürgermeisterduell einsteigen könne, begründet Filzmaier: „Die Herausforderung der Spitzenkandidatin wird nicht sein, vom Fernsehbildschirm oder von der Zeitung heraus zu lächeln, sondern von Tür zu Tür zu gehen und dann mögliche SPÖ-Wähler zum Gang ins Wahllokal zu motivieren.“

Bei den Grünen gehe es um nichts

Der Vorteil der Grünen sei, dass ihre Zielgruppe am ehesten zur Wahl gehen werde. Der Nachteil der Grünen laut Filzmaier: Es gehe um nichts. "Man ist wieder Oppositionspartei, die politische Macht erhöht sich nicht durch ein etwas besseres oder schlechteres Wahlergebnis.“

„Luft nach oben“ für die FPÖ und die Kleinen

Den Freiheitlichen fehle zwar derzeit das Metathema „Ausländer“, allerdings habe die FPÖ bei der letzten Wahl nur bescheiden zugelegt, sodass noch Luft nach oben sei. Für die kleineren Parteien spreche die allgemeine Stimmungslage, dagegen allerdings, dass es für sie extrem schwierig werde, in so kurzer Zeit einen Wahlkampf zu organisieren, so Filzmaier.

Rund 210.000 Grazer wählen am 25. November einen deutlich verkleinerten Gemeinderat - mehr dazu in Kleinerer Gemeinderat, kleinerer Stadtsenat sowie in Graz-Wahl auf 25. November vorverlegt. Die Reaktionen der einzelnen Parteien auf die Entscheidung des Grazer Bürgermeisters, die Wahl vorzuverlegen, waren erwartungsgemäß unterschiedlich – mehr dazu in Graz-Wahl: SPÖ-Kritik an Vorverlegung.