Auf den Spuren Peter Handkes

Die Lebens- und Werkgeschichten des Literaten Peter Handke sind derzeit Thema eines Symposiums im Kunsthaus Mürzzuschlag. In einem dreitägigen Literaturfest wird aus seinen Werken gelesen, diskutiert und analysiert.

In den 60er-Jahren avancierte Peter Handke mit seiner Schmährede vor dem renommierten Autoren-Kollegium 47 zum enfant terrible:
Vor literarischen Größen wie Henrich Böll, Günther Grass, Ilse Aichinger oder Ingeborg Bachmann beklagte der damals 24-Jährige die „Beschreibungsimpotenz“ seine Kollegen.

P.H.

Kunsthaus Mürz

Peter Handke gilt als literarisches Ausnahmetalent

„Gerechtigkeit für Serbien“

Doch damit nicht genug: Aufsehen erregte der Ausnahmeliterat auch Jahrzehnte später, als er nach dem Jugoslawienkrieg in einem Reisebericht Freiheit für Serbien forderte. Zwischen den großen Aufregern liegen aber Schaffensperioden, in denen Handke Literatur schrieb, die heute zur Allgemeinbildung zählt.

Keine allzu große Ehrfurcht zeigen

So sind in den Jahren in und um Österreich die Werke „Publikumsbeschimpfungen“, „Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter“, „Wunschloses Unglück“, „Himmel über Berlin“ oder „Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten“, entstanden - hochkarätige Werke, von denen man als Leser aber nicht allzu viel Ehrfurcht haben sollte.

Thomas Eder, der Organisator des Symposiums, rät: „Es ist natürlich für die Literaturwissenschaft eine große Herausforderung, Handke zu lesen, andererseits ist Literatur aber eine Darstellungsform, die nicht einem Spezialistentum vorbehalten sein sollte. Es ist ein Lesen des empfindsamen und offenen Gemüts - man kann sich an diesen Texten von Handke auf jeden Fall abarbeiten und immer auch Aufschlüsse für das eigene Leben und die eigene Biografie, vielleicht für das eigene Umgehen in der Welt in den Texten erwarten.“

Abstand vor gesellschaftlicher Zurichtung

Vor allem junge Menschen würden viel Freude mit Handkes Texten haben, ist sich Eder sicher: „Sich selbst offen und empfindsam halten und die Dinge auf einen zukommen zu lassen, ist eine Eigenschaft, die wahrscheinlich viele Menschen in ihrer Jugend teilen, im Laufe ihrer späteren Spezialisierung und Professionalisierung aber auch wieder verlieren. In Peter Handke kann wer gefunden werden, der sich in dieser Hinsicht immer freigehalten hat und immer auch Abstand bewahrt hat zu dieser Form der Zurichtung durch die alltäglichen Auseinandersetzungen, Gegebenheiten und Bedürfnisse.“

Ob Peter Handke selbst zum Symposium erscheint, ist noch ungewiss - fix hingegen kommen seine erste Frau Libgart Schwarz, der Verleger Louise Wieser und Autorenkollegen wie Alfred Kolleritsch und die Bachmann-Preisträgerin des Vorjahres, Maja Haderlap.

Link: