Steirische Ärztekammer kritisiert ELGA

Über die am Dienstag beschlossene elektronische Gesundheitsakte gibt es geteilte Meinungen. Datenschützer üben Kritik; Patientenvertreter sehen ELGA positiv. Die Ärztekammer bemängelt, dass ihre Vorschläge zu wenig beachtet wurden.

ELGA wird den Ärzten Zeit rauben und teurer werden als geplant, kritisiert der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner. Die Kosten der EDV-Umstellung werden nicht halten, wie Berechnungen aus Deutschland zeigen würden. Er argumentiert, „dass Elga ein katastrophaler Zeiträuber in den Ambulanzen und Ordinationen werden wird und in Zukunft noch weniger Zeit für die Arbeit mit den Patienten zur Verfügung stehen wird.“

Ärztekammer wehrt sich gegen Zwangsverpflichtung

Man wehre sich nicht gegen ein vernünftiges System, betont der steirische Ärztekammerpräsident, aber gegen die Zwangsverpflichtung: „Von Gesetzwegen werden die Menschen gezwungen, an ELGA teilzunehmen und müssen aktiv Widerspruch einlegen, wenn sie das nicht wollen. Auch dann werden die Daten nicht gelöscht, sondern nur die Verweise.“

E-Card

APA/Harald Schneider

Die e-card wurde 2005 eingeführt. Auf ihr sind die Personendaten des Karteninhabers sowie Name, Titel, Versicherungsnummer gespeichert

Zeger: ELGA widerspricht Datenschutz

Kritik kommt auch von Datenschützer Hans Zeger von der ARGE Daten. ELGA sei mit dem Grundrecht auf Privatssphäre nicht vereinbar. Man müsse schriftlich Widerspruch einlegen, um keine elektronische Gesundheitsakte zu bekommen. Außerdem gebe es mehrere Systempartner, die auf die Daten zugreifen können. Das widerspricht dem Datenschutz, ist Zeger überzeugt und mache das System unsicher. Manche Daten seien zentral, andere dezentral unverschlüsselt gespeichert.

Wie sicher das System werde, könne keiner sagen, so Zeger: „Wir haben Fälle aus anderen Ländern, wo zum Beispiel ein Systemadministrator schlicht und einfach intern und extern verwechselt hat und dann hat er irgendwo ein Hakerl gedrückt und plötzlich waren die Daten über das Internet zugreifbar. Das ELGA-System ist leider so konzipiert, dass es leider mehrere hundert Stellen gibt, wo dann so ein Fehler passieren kann.“

Für mehr Sicherheit in der Behandlung

Die steirischen Patientenvertreter verlangen, dass die Bedenken der Datenschützer ernst genommen werden. ELGA erleichtere die Arbeit der Patientenombudsschaft, bringe aber vor allem mehr Sicherheit in der Behandlung, sagt Patientenombudsfrau Renate Skledar: „Es gibt einen Überblick über eventuelle Medikamentenunverträglichkeiten. Doppelverordnungen, Fehldosierungen, Mehrfachbefundungen werden eingeschränkt.“

Apothekerkammer spricht von „praktikabler Variante“

Gerhard Kobinger, Präsident der steirischen Apothekerkammer, sagt, dass Neben- und Wechselwirkungen verringert werden. Er beruft sich auf Pilotprojekte in steirischen Apotheken: „Wir haben jetzt, wenn das so stimmt, eine praktikable Variante, die uns in der täglichen Arbeit nicht behindert und aufhält. Es ist ein Mehraufwand ganz klar, aber es lässt sich in unsere bestehende Software und ins unsere Abläufe integrieren. Und der Vorteil des Neuen ist eben, dass das Ganze vernetzt stattfindet und das bietet deutlich mehr Sicherheit.“

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