Ärztekammer kritisiert Reformpläne

Bis 2016 sollen österreichweit 3,5 Milliarden Euro im Gesundheitsbereich eingespart werden - für die Steiermark würde das rund 350 Millionen Euro bedeuten. Der steirische Ärztekammerpräsident warnt vor „Sparen um jeden Preis“.

Die steirische Ärztekammer übt massive Kritik an der Gesundheitsreform, denn bis 2016 sollen jährlich rund 90 Millionen Euro weniger für die Gesundheitsversorgung bereitstehen.

„Spar- statt Gesundheitsreform“

Herwig Lindner, Präsident der steirischen Ärztekammer, warnt vor einem Sparen um jeden Preis: „Es ist keine Gesundheitsreform, sondern eine reine Sparreform. Eine Einsparung in dieser Größenordnung ohne Leistungseinschränkung ist nicht möglich, und das muss der Bevölkerung von den Verantwortlichen, nämlich von den Politikern, auch gesagt werden.“

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Einschränkungen könnten für die Bevölkerung massiv sein, vor allem für ältere Menschen: Die medizinischen Leistungen würden gekürzt, Wartezeiten in Spitalsambulanzen würden noch länger werden, befürchtet die Ärztekammer.

Schlechtere Bedingungen für Patienten

Die Ärztekammer fordert nun, in die weitere Planung der Gesundheitsreform miteinbezogen zu werden, denn derzeit sitzen nur Bund, Länder und Sozialversicherungen am Verhandlungstisch.

„Ohne Rationierungen der medizinischen Leistungen, von der vor allem ältere Menschen betroffen sein werden, könnten die Sparziele gar nicht erreicht werden. Die Mittelverknappung wird letztlich auch zu einer Leistungsverknappung führen“, gibt sich der Vizepräsident der Ärztekammer und Obmann der angestellten Ärzte, Martin Wehrschütz, überzeugt.

Patient-Arzt-Beziehung verschwindet

Eine „massive Unterhöhlung der wohnortnahen ärztlichen Versorgung“ befürchtet Jörg Garzarolli, Obmann der niedergelassenen Ärzte. Mit zentralen Polykliniken und Zentren würde „die endgültige Zerstörung der fachärztlichen und in der Folge auch hausärztlichen Versorgung“ eingeleitet: „Sie wird durch anonyme Zentren ersetzt werden, in denen die persönliche Patient-Arzt-Beziehung durch den elektronischen Gesundheitsakten ersetzt wird“, so Garzarolli.

„Massiver Bürokratiezuwachs“

„Wenn die Reform so umgesetzt wird, werden wir unser Gesundheits-PISA erleben“, befürchtet der steirische Ärztekammerpräsident. Die Einsetzung der geplanten Bundeszielkommission und der neun Landeszielkommissionen gehe aus seiner Sicht mit einem „massiven Bürokratiezuwachs“ einher: „Politik und Krankenkassen als Verwalter der Steuern und Versicherungsbeiträge kontrollieren sich damit selbst - Fachleute für die Gesundheitsversorgung wie Ärzte werden als unbequeme Mahner ausgeschlossen.“

Geplante Vollversammlung noch im November

Am 21. November wird es in Wien eine außerordentliche Vollversammlung der Österreichischen Ärztekammer geben, bei der man sich „für unsere Patientinnen und Patienten Gehör verschaffen“ wolle.

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