Graz-Wahl: Wo die KPÖ abräumte

Laut der SORA-Wählerstromanalyse konnte die KPÖ bei der Grazer Gemeinderatswahl am Sonntag vor allem bisherige SPÖ- und Grün-Wähler zu einem Wechsel in ihr Lager bewegen; dabei spielten auch bundespolitische Themen eine Rolle.

Platz eins für Siegfried Nagl, Elke Kahr deutlich Zweite: Die Gemeinderatswahl in Graz am Sonntag brachte große Verluste für ÖVP, Grüne und SPÖ - und massive Gewinne für die KPÖ und FPÖ. Außerdem zieht ein Pirat in den Gemeinderat ein - mehr dazu in Graz-Wahl: Nagl verliert, KPÖ legt massiv zu.

Die Reaktionen der Parteien auf das Ergebnis der Gemeinderatswahl in Graz reichen von „sensationell“ bis „schmerzlich“. Am größten ist die Freude naturgemäß bei den Kommunisten - mehr dazu in Graz-Wahl: „Sensationell“ bis „schmerzlich“. Im Land sieht ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer das Ergebnis gelassen, SPÖ-Chef Franz Voves blickt bereits in die Zukunft - mehr dazu in Graz-Wahl: Stimmungsbarometer für Landespolitik?

Laut dem Politologen Peter Filzmaier werde eine Regierungsbildung nun schwierig werden - mehr dazu in Filzmaier: „Niederlage für Bürgermeister Nagl“ - zunächst sind aber die parteiinternen Gremien am Zug - mehr dazu in Graz-Wahl: Das freie Spiel der Kräfte.

Korruption und Bildung große Themen

Laut Wählerstromanalyse für dieses Ergebnis mitverantwortlich sind auch bundespolitische Motive, denn für jene Wähler, die diesmal nicht mehr ÖVP gewählt haben, war etwa Korruption ein wichtiges Abwanderungsmotiv, ebenso übrigens wie das ganz und gar nicht kommunalpolitische Thema Bildung. Den stärksten Abgang ehemaliger ÖVP-Wähler hat die Volkspartei mit 6.000 Stimmen in Richtung Nichtwähler zu verzeichnen.

KPÖ holte Wähler von Grünen und SPÖ

Den Kommunisten wiederum werden von den eigenen Wählern in hohem Ausmaß die besten Konzepte zur Korruptionsbekämpfung zugeschrieben, nur die lokale Kernkompetenz Wohnen wirkt noch stärker - mehr dazu in Wer hat was warum gewählt?.

SORA-Chef Günther Ogris zieht den Schluss: "Ich glaube, da spielt durchaus die bundespolitische Situation hinein, dass es eine große Unzufriedenheit mit der politischen Situation gibt, dass es sehr lange eine Diskussion über Korruption gegeben hat, das entfernt die Leute von der Politik.“

Die KPÖ schaffte es, vor allem Wähler von SPÖ und Grünen zu einem Wechsel in ihr Lager zu bewegen sowie viele bisherige Nichtwähler zu mobilisieren: Bei der Wahl 2008 hatten noch 14 Prozent der nunmehrigen KPÖ-Wähler ihre Stimme den Grünen gegeben, zwölf Prozent der KPÖ-Stimmen waren damals noch an die SPÖ gegangen, und 23 Prozent der KPÖ-Stimmen wurden 2008 gar nicht vergeben.

SPÖ verlor nach rechts und links

Auch die Wanderungen weg von den Grünen zeigen, dass die Öko-Partei die meisten ihrer Wähler in Richtung KPÖ verlor: 19 Prozent der Grün-Wähler von 2008 wählten diesmal die Kommunisten. Bei der SPÖ waren es derer zwölf Prozent; interessant ist hier auch die Analyse, dass 13 Prozent der letztmaligen SPÖ-Wähler zur ÖVP wanderten - die Grazer Sozialdemokraten, die nun einen historischen Tiefstand erreicht haben, verloren damit sowohl nach rechts (an die ÖVP) als auch nach links (an die KPÖ).

Grüne Wähler von Rücker nicht überzeugt

Bei den Grünen fällt außerdem auf, dass nur jeder zweite Grün-Wähler der Meinung war, dass die Grüne Spitzenkandidatin Lisa Rücker die beste Kandidatin gewesen sei - bei den anderen Parteien wurde der jeweils eigene Kandidat von zwei Dritteln der Wähler als wichtiges Wahlmotiv genannt, bei der ÖVP mit Bürgermeister Siegfried Nagl sogar von 89 Prozent.

FPÖ fischte in schwarzem und orangem Teich

Die FPÖ fischte vor allem im schwarzen Teich: 21 Prozent der blauen Stimmen gingen beim letzten Urnengang noch an Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), diesmal votierten sie für FPÖ-Mann Mario Eustacchio. Das BZÖ, für das der Urnengang das Aus im Grazer Gemeinderat bedeutet, verlor hingegen vor allem an die FPÖ: 30 Prozent der Wähler von 2008 wanderten zu den Freiheitlichen.

Langweiliger Wahlkampf

Bestätigt können sich übrigens jene Kritiker fühlen, die von einem farblosen Wahlkampf der Parteien gesprochen haben, sagt Peter Filzmaier: „Bei allen Parteien war unter den jeweils eigenen Wählern das Motiv, die Partei hätte einen so mitreißenden Wahlkampf geführt, am schwächsten ausgeprägt - es wurde also der Wahlkampf sogar von den eigenen Anhängern schlicht und einfach als langweilig empfunden.“

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