Entschädigung für frühere Admont-Zöglinge

Die Opferschutzkommission unter der Leitung von Waltraud Klasnic entschädigt erstmals ehemalige Schüler des Stifts Admont. Die beiden beschuldigten Patres bleiben aber weiter als Seelsorger im Amt.

Die beiden Männer hatten sich an die Opferschutzkommission gewandt, weil sie als ehemalige Zöglinge des Stifts Admont von zwei Patres misshandelt worden seien. Knapp drei Jahre waren die Fälle anhängig, ehe die Kommission den Opfern eine Entschädigung zusprach.

Kreuz vor Wolken

APA/GEORG HOCHMUTH

Opfer ist Entschädigung zu wenig

Fall zuerst „nicht plausibel genug“

Klar war das nicht von Anfang an, wie ein heute 58-Jähriger, der anonym bleiben will, schildert: „Drei Jahre lang hat mir die Kommission nicht geglaubt.“ Der ehemalige Schüler von Admont hatte darauf hingewiesen, dass er durch die Misshandlungen und sexuelle Gewalt schwere Verletzungen davongetragen hatte, die ihm heute noch zu schaffen machen. Es gab auch einen Zeugen sowie das Gutachten eines - von der Kommission beauftragten - Psychologen, der einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den Übergriffen und den psychischen Folgen feststellte.

Dennoch wurde der Fall noch vor einigen Monaten als „nicht plausibel genug“ bewertet - mehr dazu in Kritik von Opfern an Klasnic-Kommission (30.1.2012). Jetzt heißt es, durch diese Aussage des zweiten Opfers, das eben auch Zeuge ist, habe sich ein klareres Gesamtbild ergeben und das, obwohl es diese Zeugenaussage schon seit 2010 gibt.

25.000 Euro und 100 Stunden Therapie

Die beiden Männer bekommen jeweils 25.000 Euro und 100 Stunde Therapie. Von der Kirche bekam der 58-Jährige ein Schreiben: „In diesem Schreiben schreibt die Katholische Kirche, dass sie sich noch einmal bei mir entschuldigen möchte, wissend über das mir zugefügte Leid und dass Worte der Entschuldigung niemals ausreichend sein können. Das sagt eigentlich alles, oder nicht?“

Mit der jetzt zuerkannten Summe will er sich daher nicht zufriedengeben: „Der Anwalt hat vorgeschlagen, aufgrund meiner Verletzungen und meiner jahrzehntelangen Traumatisierung, dass ich 360.000 Euro zu bekommen hätte. 25.000 ist daher nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt er. Sein Anwalt bereitet deshalb eine Klage vor, um die 360.000 Euro einzufordern.

Patres noch als Seelsorger aktiv

Außerdem verlangt das Opfer, dass die beiden beschuldigten Patres abberufen werden. Wie auch auf der Homepage des Benediktinerstifts zu sehen ist, sind sie in Admont nach wie vor Ordensbrüder und auch als Seelsorger aktiv. Einer der beiden betreut sogar mehrere Pfarren in der Obersteiermark. Und das obwohl man im Stift Admont, nach Jahren des Leugnens, zumindest die Gewalt an den Kindern zugibt.

Pater Winfried Schwab, Pressesprecher des Stiftes Admont: „Die beiden Mitbrüder haben vor über 40 Jahren Kinder körperlich misshandelt und das tut ihnen furchtbar leid und dafür haben sie sich auch entschuldigt, wie auch unsere Gemeinschaft. Aber es sind körperliche Misshandlungen gewesen, kein sexueller Missbrauch.“

Kein Grund für Abberufung

Eine Abberufung der Beschuldigten hält man in der Diözese Graz Seckau deshalb nicht für nötig, sagt Pressesprecher Georg Plank: „Das Ergebnis war: Die beiden Patres sind keine pädophilen Missbrauchstäter und stellen keine Gefahr dar. Es gibt seit 40 Jahren keine Vorwürfe gegen die beiden, obwohl sie immer in der Seelsorge tätig waren und aus dem Grund trifft hier die Regelung nicht zu, dass sie abzuziehen sind.“

Forderung nach staatlicher Aufklärung

Dass die beiden Patres noch im Amt sind, ist auch der Plattform kirchlicher Gewalt ein Dorn im Auge, sagt Plattform-Obmann Sepp Rothwangl: „Wenn ich Kirchenmitglied wäre, würde ich aufstehen und sagen, so etwas will ich in meiner Pfarre nicht haben. Also mir ist es unverständlich, dass die dortigen Bürger sich das einfach vorsetzen lassen und auch der Bischof selbst nicht reagiert.“

Die Tatsache, dass den Admont-Opfern zunächst nicht geglaubt wurde, sorgt vor allem für Kritik an der Opferschutzkommission: „Die Klasnic-Kommission entscheidet mal so, mal so. Stets langsam und nie transparent. Opfer werden mit Almosen abgefertigt, pädokriminelle Priester bleiben im Dienst“, sagt Rothwangl, der die Arbeit der Kommission deshalb als gescheitert ansieht, eine Aufklärung kirchlicher Missbrauchsfälle auf Staatsebene fordert und ein Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien ankündigt.

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