Interesse an freiwilligem Sozialjahr steigt

Am 20. Jänner wird nicht nur über die Wehrpflicht abgestimmt, es geht auch darum, ob der Zivildienst erhalten bleibt oder ein bezahltes freiwilliges Sozialjahr eingeführt wird. Ein solches gibt es bereits jetzt, und das Interesse daran nimmt zu.

Pflegerin und Rollstuhlfahrerin

APA/Barbara Gindl

Derzeit ist ein freiwilliges Sozialjahr schlecht bezahlt

Derzeit kann ein freiwilliges Sozialjahr nur zu vergelichsweise schlechten Bedingungen absolviert werden: Wer sich dafür entscheidet, bekommt 220 Euro Taschengeld im Monat und die Familienbeihilfe. Verrichtet werden Arbeiten in verschiedenen Sozialeinrichtungen wie zum Beispiel bei der Kinderwohngemeinschaft Pro Juventute in Arnfels und Fehring, in der Lebenshilfe-Tageswerkstätte Mürzzuschlag oder in den Caritas-Pflege- und Seniorenwohnhäusern Fernitz und Hitzendorf.

34 Steirer machen derzeit freiwillig ein Sozialjahr

Das Interesse an dieser Form der sozialen Arbeit steigt aber, sagt Harald Fartacek, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung Freiwilliger Sozialer Dienste: In der Steiermark absolvieren es derzeit 34 junge Menschen, in ganz Österreich sind es an die 500; 291 von ihnen werden von dem Verein vermittelt, und es gibt weit mehr Anfragen, die aber organisatorisch nicht zu bewältigen wären.

Genug Freiwillige bei Wegfall des Zivildienstes?

Das Modell von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht vor, dass bei einer Abschaffung der Wehrpflicht Freiwillige die Möglichkeit haben, ein soziales Jahr bei Rettungsorganisationen, Behindertenhilfe oder in der Pflege zu absolvieren; dafür sollen sie 1.400 Euro brutto im Monat bekommen.

Fartacek hält es für realistisch, dass sich im Fall einer Abschaffung des Zivildienstes genügend Freiwillige für ein bezahltes Sozialjahr finden - vor allem aufgrund der für den Sozialbereich relativ hohen Bezahlung von rund 1.400 Euro im Monat. Es sollte daher möglich sein, die angestrebte Zahl von 8.000 Mitarbeitern zu erreichen, ist Fartacek optimistisch.

Lohndruck könnte größer werden

Das würde allerdings auch Druck auf die Einrichtungen machen: „Da wird sicher ein Lohndruck entstehen, weil viele derzeit hauptamtlich Beschäftigte in den Sozialeinrichtungen nicht wesentlich mehr verdienen, als es künftig dieses soziale Jahr vorsieht. Gleichzeitig gibt es aber auch keine Zusagen, dass insgesamt im Sozialbereich mehr finanzielle Mittel zur Vefügung stehen sollen, abgesehen von diesem Sozialjahrmodell, das als Zivildienstersatz konzipiert ist“, sagt Fartacek.

Zivildienstgelder sollten umgeschichtet werden

Eine Chance in einem bezahlten Sozialjahr sieht Fartacek allerdings für Berufsumsteiger, die finanzielle Verpflichtungen haben; er wünscht sich aber auch Umschichtungen im Sozialbereich: „Sollte es den Zivildienst künftig nicht mehr geben, dann hätte ich die Hoffnung, dass ein Teil der Zivildienstgelder auch umgewidmet wird in Richtung Förderung von regulären Jobs im Sozialbereich und ein Teil auch in Richtung Attraktivitätssteigerung von tatsächlichen freiwilligen Angeboten wie es das Freiwillige Soziale Jahr unseres Vereins ist“.

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