Heimmissbrauch: Behörden prüfen System

Nach Auffliegen der Vergewaltigungen in einem Grazer Jugendheim sind in der Stadtsenatssitzung am Freitag disziplinäre Maßnahmen angekündigt worden. Neben der Fehlersuche im System wird auf Prävention gesetzt.

Vor einer Woche kam der Missbrauch von vier Mädchen durch vier Burschen in einem Grazer Jugendheim ans Tageslicht - mehr dazu in Mädchen in Grazer Heim jahrelang missbraucht und Vergewaltigungen in Heim: Weitere Details bekannt.

Drei der vier Burschen befinden sich bereits in Untersuchungshaft - mehr dazu in Nach Übergriffen in Grazer Jugendheim: U-Haft, der dritte Junge war zum Tatzeitpunkt noch nicht strafmündig. Bei den Einvernahmen kam heraus, dass einer der mutmaßlichen Täter auch seine dreijährige Schwester missbraucht haben soll.

Eine Mutter von zwei Opfern will gegen das Jugendamt klagen, da durch die Aufnahme eines Burschens, wie sie sagt, ein sexueller Übergriff fast vorprogrammiert gewesen sei - mehr dazu in Missbrauch in Jugendheim: Mutter klagt.

Das gesamte System steht auf dem Prüfstand

Der Ruf nach Konsequenzen wurde in den letzten Tagen immer lauter - mehr dazu in Debatte über Konsequenzen nach Missbrauch in Heim, und so standen auch bei der Stadtsenatssitzung am Freitag die Vergewaltigungen im Heim sowie die Fehlersuche im System ganz oben auf der Tagesordnung.

Man setze auf Prävention, damit derartige sexuelle Übergriffe nicht mehr vorkommen werden, aber es werde auch das gesamte System durchleuchtet, so die zuständige Stadträtin Martina Schröck (SPÖ): „Die Oberbehörde, das Land Steiermark, ist sofort eingeschaltet worden und hat schon begonnen, uns zu überprüfen. Die Staatsanwaltschaft prüft, die magistratsinterne Innenrevision prüft, und natürlich das Amt selbst prüft auch." Daneben wird auch disziplinär geprüft: Die Sozialarbeiterinnen und -pädagoginnen müssen sich laut Schröck einige unangenehme Fragen stellen lassen, das Bedürfnis, einen Schuldigen zu finden, sei groß.

Schröck hält nichts von überhasteten Aktionen

Dennoch hält Schröck nichts von überhasteten Aktionen: „Ich bin keine Freundin von irgendwelchen Schnellschüssen. Wir werden das natürlich alles mitbedenken. Wir haben auch eine externe Krisenbegleitung eingeschaltet, die jetzt in weiterer Folge fachlich klären soll, welche strukturellen Änderungen es braucht.“ Deshalb wolle sie mit einer räumlichen Trennung von Burschen und Mädchen auch noch warten.

Sie selbst habe diese Woche drei betreute Wohngemeinschaften in Graz besucht, um sich ein Bild vor Ort zu machen; bei den Mitarbeitern herrsche massive Verunsicherung, sie befänden sich in einem Ausnahmezustand, so Schröck.