Grazer Tschetschenen im Syrien-Krieg

Österreichs Verfassungsschützer sind alarmiert: Der Bürgerkrieg in Syrien zieht immer stärker junge Muslime aus Europa an, die dort kämpfen. Auch Tschetschenen aus Graz kämpfen an vorderster Front - die Behörden befürchten eine Radikalisierung.

Syrischer Widerstandskämpfer

APA/EPA

Es soll rund 500 „Dschihad-Touristen“ geben

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Die Presse“ sollen sich bis zu 60 Männer aus Österreich auf die Seite der Rebellen in Syrien geschlagen haben. Es handle sich dabei großteils um syrische, pakistanische, afghanische und tschetschenische Asylwerber oder Flüchtlinge.

„Sicherheitsrisiko“

In den vergangenen Monaten hätten sich zehn bis 15 Tschetschenen aus Österreich auf den Weg in den Syrien-Krieg gemacht. Die österreichischen Behörden betrachten dem Bericht zufolge diese Entwicklung mittlerweile als „Sicherheitsrisiko“.

Der Weg der Dschihad-„Touristen“ führt meist über die Türkei - dort verliere sich ihre Spur. Deshalb könne die Polizei nur schätzen und nicht genau angeben, wie viele verdächtige Personen tatsächlich die Grenze nach Syrien überquert hätten, um sich den Rebellen anzuschließen.

Grazer Szene besonders unter Beobachtung

Besonders unter die Lupe genommen hätten österreichische Verfassungsschützer in diesem Zusammenhang die tschetschenische Szene in Graz. Insgesamt leben zwischen 25.000 und 26.000 Tschetschenen in Österreich, in der Steiermark zwischen 3.000 und 4.000. Darüber hinaus seien aber auch Illegale als „U-Boote“ im Land.

Keine Gefahr für Österreich

Der Politologe Thomas Schmidinger erklärte im Zusammenhang mit den Anschlägen beim Boston-Marathon, dass von Tschetschenen in Österreich kein Gefahrenpotenzial für die Öffentlichkeit oder öffentliche Einrichtungen ausgehe: „Es gab bisher nicht auch nur den Versuch eines Anschlags“, sagte Schmidinger am Dienstagabend. Seines Wissens zählt die tschetschenische Community in Österreich - neben jener in Frankreich oder in Polen - definitiv zu einer der größten.

Rund 500 „Dschihad-Touristen“

Wie der britische Nachrichtensender BBC am Mittwoch unter Berufung auf den obersten Terrorismusexperten der EU, Gilles de Kerchove, berichtete, sind unter den in Syrien kämpfenden Dschihadisten aus dem Ausland rund 500 radikale Islamisten aus Europa - sie kämpften an der Seite der Rebellen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad.

Die meisten der selbst ernannten „Gotteskrieger“ aus der EU stammten aus Großbritannien, Irland und Frankreich. De Kerchove befürchtet, dass viele von ihnen nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer zu einer ernstzunehmenden Bedrohung werden könnten. Aber auch aus den arabischen Ländern bekommen die syrischen Dschihadisten reichlich Zulauf: Der libanesische Salafistenprediger Ahmed al-Assir sagte am Mittwoch, rund 300 Kämpfer seien seinem Anfang der Woche veröffentlichten Aufruf gefolgt, in den Dschihad nach Syrien zu ziehen - mehr dazu in Rekrutierung in ganz Europa (news.ORF.at; 24.4.2013).

FPÖ: „Asylmissbrauchsrambos sofort abschieben“

Die Berichte über tschetschenische Asylwerber aus Graz, die in Syrien in den Bürgerkrieg ziehen, rufen auch die steirische FPÖ auf den Plan: Solche Asylmissbrauchsrambos müssten sofort abgeschoben werden, so die Freiheitlichen am Donnerstag in einer Aussendung. Asylwerber würden in Österreich staatliche Unterstützung beziehen und dann bei einem laufenden Asylverfahren ausreisen, um in Syrien für den Kampfeinsatz Geld zu kassieren, so der steirische FPÖ-Nationalratsabgeordnete Mario Kunasek, der nun im Parlament dazu eine Anfrage einbringen will.

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