Immer mehr Gemeinden ohne Nahversorger
Der Trend würde vor allem die Ortskerne wirtschaftlich stark schwächen, heißt es in der Studie - Ortszentren wirtschaftlich wiederzubeleben sei wiederum extrem schwierig.
Mehr als 170 Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft
Vor zehn Jahren waren es noch 140 Gemeinden in der Steiermark, die ohne Nahversorger auskommen mussten. Seit 2003 stieg die Zahl auf aktuell 172 Kommunen ohne Lebensmittelgeschäft, sagte Hans Jaklitsch, Leiter des Institutes für Wirtschafts- und Standortentwicklung, mit Bezug auf die Studie. Befragt wurden dafür alle Gemeinden mit weniger als 1.500 Einwohnern - konkret wurden 336 Gemeinden für die Studie herangezogen, Jaklitsch spricht von einer Vollerhebung.
APA/dpa/Julian Stratenschulte
Im Durchschnitt ist in diesen Gemeinden das nächste Lebensmittelgeschäft 4,7 Kilometer entfernt. Doch für Menschen, die nicht oder nur gering mobil sind, gibt es fast überall Alternativen in Form von Hauszustellungen, Nachbarschaftshilfe, Sammeltaxis oder etwa in Form von rollenden Lebensmittelmärkten, das heißt, man hat sich hier auf diese Situation schon eingestellt und zumindest die Versorgung funktioniert.
Geschäft verlagert sich an Ortsrand
Das weit größere Problem ist, dass durch die Abwanderung der Lebensmittelmärkte an den Ortsrand die Zentren stark an Wirtschafts- und Konsumkraft verlieren würden, so Jaklitsch: „Mit den Lebensmittelgeschäften sind ja auch die anderen Märkte - Drogeriemärkte und auch Textilmärkte - vor den Toren der Orte entstanden.“ In der Folge stehen in den Ortszentren immer mehr Geschäfte leer: „Irgendwann kippt das, und dann siedeln alle aus, dann ist es unendlich schwer, die Ortszentren wiederzubeleben“, so Jaklitsch.
Gemeindefusionen schönen die Statistik
Die Gemeindefusionen könnten diesen Trend ab dem nächsten Jahr - zumindest auf dem Papier - stoppen, denn durch die Fusionen sind Nahversorger plötzlich wieder im jeweiligen Gemeindegebiet zu finden, was die Statistik schöne. An der Versorgung für die Menschen ändert sich dadurch aber nichts, denn die Nahversorger sind auch nach den Fusionen gleich weit von den Ortszentren entfernt wie bisher.