Günter Brus ist 75: Aktionist, Maler, Literat

Günter Brus feiert am Freitag seinen 75. Geburtstag. 1970 wurde er wegen seiner Kunstaktionen zu sechs Monaten Haft verurteilt, 26 Jahre später erhielt er den Großen Staatspreis für Bildende Kunst. Seit zwei Jahren hat er in Graz ein eigenes Museum.

Günter Brus

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Brus wurde am 27. September 1938 in Ardning in der Obersteiermark geboren und besuchte von 1953 bis 1958 die Kunstgewerbeschule in Graz und die Hochschule für angewandte Kunst in Wien.

„Mein Körper ist die Absicht, mein Körper ist das Ereignis, mein Körper ist das Ergebnis“: So formulierte Günter Brus 1965, als er bereits die Malerei vorläufig aufgegeben und sich ganz dem Aktionismus verschrieben hatte.

„Ana“, die erste Aktion

In Wien traf Günter Brus Otto Muehl, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler, mit denen er dann in den 60er-Jahren einige Aktionen umsetzte. Die erste war „Ana“, bei der er mit weißer Leinwand umhüllt herumrollte und in einem zweiten Schritt etliche Gegenstände sowie seine Frau mit Farbe bemalte.

„Eine Phase der Bewusstmachung wurde durch ‚Ana‘ eingeleitet. Und nicht nur eine Phase der Selbstbewusstmachung. Sie endete, bezieht man sich auf die künstlerische Technik, mit der ‚Zerreißprobe‘ (1970) in der Öffentlichkeit und mit der ‚Körperanalyse‘ (1970) im Atelier“, beschrieb es Brus 1984.

Brus-Mühl-Aktion an der Uni

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Haftstrafe für „Uni-Ferkelei“

Die von Brus gemeinsam mit Muehl, Peter Weibel und Oswald Wiener durchgeführte Aktion „Kunst und Revolution“ im Audimax der Wiener Universität wurde als „Uni-Ferkelei“ tituliert und brachte ihm eine Haftstrafe von sechs Monaten wegen „Verletzung der Sittlichkeit und Schamhaftigkeit“ ein. Brus flüchtete daraufhin 1969 nach Berlin und gründete dort mit Wiener und Gerhard Rühm die „Österreichische Exilregierung“ und deren „Regierungs-Zeitschrift“, „Die Schastrommel“.

Seit 1962 ist Brus mit seiner Frau Anna zusammen, die gemeinsame Tochter Diana leitet das Grazer Straßentheaterfestival „La Strada“.

Erst 1976 konnte seine Frau Anna Brus beim Bundespräsidenten bewirken, dass seine Haftstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt wurde; 1979 kehrte er nach Österreich zurück und lebt seitdem in Graz.

Vom Aktionismus zum Zeichnen und Schreiben

Im Jahr 1979 wandte sich Brus vom Aktionismus ab. Es folgte die Mappe „Irwisch“ (1970 - 1972), und von da an stand die Zeichnung - und vor allem seine Bilddichtung-Zyklen - im Mittelpunkt seines Schaffens. Brus war auf den wichtigsten internationalen Kunst-Ausstellungen wie der documenta und der Biennale Venedig vertreten. Als Bühnenbildner stattete er beispielsweise die Gerhard Roth-Uraufführung „Erinnerungen an die Menschheit“ beim steirischen herbst 1985 aus, aber auch Arnold Schönbergs „Erwartung“ und Leos Janaceks „Das schlaue Füchslein“.

Günter Brus zeichnet als Autor unter anderem für den Roman „Die Geheimnisträger“ (1982), die Kurzprosa-Sammlung „Amor und Amok“ (1987) sowie die „Schmähmoiren“, „Die gute alte Zeit“ (2002) und „Das gute alte Wien“ (2007), einen fantastisch-albtraumhaften Rückblick auf seine Wiener Jahre, verantwortlich.

Bruseum

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Günter Brus seit 2011 in Graz im Museum

Im Herbst 2011 bekam Brus in Graz mit dem Bruseum im Universalmuseum Joanneum ein Museum, das nicht nur seine Werke regelmäßig zeigt, sondern auch Forschungsarbeit betreibt; Dort fand auch heuer im Sommer eine Ausstellung mit seinen Arbeiten für die Bühne statt.

Bruseum-Leiter: „Vielschichtigkeit zeigen“

Das Grazer Bruseum plant zum 75. Geburtstag von Günter Brus keine großen Aktivitäten, es gibt aber die neue Ausstellung „Im Gegenlicht“ zusammen mit Werken von Franz Graf. Durch die Kombination der beiden Künstler soll auch wieder ein neuer Blickwinkel auf die Arbeiten von Brus ermöglicht werden: „Man muss das, was über ihn geschrieben wurde, immer wieder überprüfen“ so Bruseum-Leiter und Kurator Roman Grabner - mehr dazu auch in Günter Brus und Franz Graf „im Gegenlicht“.

„Die Leute haben immer nur das Bild vom ‚Uniferkel‘ vor Augen, dabei hat er schon in den 70er-Jahren märchenhafte Bilddichtungen entworfen. Er hat auch Kinderbücher für seine Tochter Diana gemacht, das ist nur kaum bekannt“, so Grabner über Brus. Viele Bruseum-Besucher seien „sehr erstaunt, wenn sie sich die Ausstellungen doch anschauen. Wir wollen hier Schwellenängste abbauen und seine Vielseitigkeit als Künstler zeigen“.

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