NR-Wahl: Graz ist grün

In Graz ist bei der Nationalratswahl kein Stein auf dem anderen geblieben: Die Grünen eroberten mit 21,7 Prozent erstmals Platz eins. Wahlverlierer ist vor allem die Bürgermeisterpartei ÖVP, die insbesondere in ihren Kernbezirken stark verlor.

Über 22.400 Wahlkarten wurden bis in die späten Abendstunden des Montag ausgezählt: Letztlich gingen 28,5 Prozent der Wahlkartenstimmen an die Grünen, 21,8 Prozent an die ÖVP, 15,5 Prozent an die SPÖ und 12,2 Prozent an die FPÖ.

Nagl-ÖVP nur auf Platz vier

Das Endergebnis im Detail bescheinigt damit den Grünen in Graz 21,73 Prozent. Die FPÖ, die nach dem Wahlsonntag noch auf Platz eins gelegen war, holte demnach mit 19,32 Prozent Platz zwei, die SPÖ ist mit 18,54 Prozent Dritter, die ÖVP von Bürgermeister Siegfried Nagl wurde in der Landeshauptstadt mit 17,06 Prpzent nur auf den vierten Platz gewählt.

Ergebnis der Nationalratswahl in Graz

ORF.at

Geteilte Stadt

Auffallend ist, dass das ehemals bürgerlich dominierte linke Mur-Ufer mehrheitlich grün wurde - nur in den Bezirken Waltendorf und Ries konnte die Volkspartei die Mehrheit halten, in sieben anderen Bezirken wurden dagegen die Grünen stärkste Kraft.

Uhrturm Graz

APA/Hans Klaus Techt

Die Grazer haben mehrheitlich die Grünen gewählt

Ein anderes Bild zeigt sich am rechten Mur-Ufer: Alle ehemals roten Kerngebiete in den klassischen Arbeitervierteln wurden blau - die Freiheitlichen haben in jedem Bezirk rechts der Mur - von Gösting bis Puntigam - die Mehrheit.

Grüne erstmals auf Platz eins

Die Grünen fuhren in Graz ihr bestes Ergebnis bei einer Nationalratswahl ein und erreichten hier auch ihr österreichweit einziges Direktmandat. Die Grazer Parteichefin Lisa Rücker spricht von einem klaren Votum für Politik mit Haltung und Rückgrat.

Rücker: „Wir haben auch einen kleinen Anteil“

Auf die Frage, wie hoch ihr Anteil an Platz eins bei der Nationalratswahl sei, sagt Rücker: „Ich denke, die Leute haben Eva Glawischnig, Werner Kogler und Judith Schwentner im Wahlkampf wahrgenommen, aber es ist so, dass in Graz die Leute wissen, wofür die Grünen stehen, das haben wir in den Jahren der Regierungsbeteiligung bewiesen und dass ein bisschen etwas hängengeblieben ist und wir da auch einen kleinen Anteil mit dabei haben.“

Dass die Grünen links der Mur die stärksten sind, die Freiheitlichen hingegen rechts der Mur, erklärt sich Rücker mit der starken sozialen Teilung der Stadt.

Nagl: „Einfach keine gute Perfomance“

Die ÖVP war bei der Gemeinderatswahl im Jänner noch auf 33,7 Prozent gekommen, und Siegfried Nagl konnte seinen Bürgermeistersitz verteidigen. Zu dem jetzigen Absturz sagt er: „Ich glaube, dass wir zu wenig darüber gesprochen haben, wie denn die Zukunft wirklich aussieht - wir haben zwar Zukunft plakatiert, aber wir haben zu wenige Themen angesprochen. Und die Umsetzungsqualität der gesamten Regierung von 2008 bis 2013, auch mit der SPÖ, das war einfach keine gute Performance.“ Außerdem würden die Menschen unterscheiden können, um welche Wahl es sich handle, so Nagl.

FPÖ im Land auf Platz eins

Am allgemeinen Trend änderten die Wahlkarten nicht viel: die FPÖ auf Platz eins, eine Schlappe für die „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP und ein starkes Team Stronach (TS) - die Steiermark wählte bei der Nationalratswahl gegen den Bundestrend. Die Grünen gewannen leicht, das BZÖ brach ein - mehr dazu in NR-Wahl: FPÖ in der Steiermark auf Platz eins und in Alle Ergebnisse aus der Steiermark (ORF.at/wahl13).

Grüne legen um zwei Mandate zu

Im Bund allerdings änderten die Briefwähler die Mandatsverteilung noch: Ein Mandat gewann die ÖVP dazu - sie kam auch prozentuell näher an die stimmenstärkste Partei SPÖ heran. Punkten konnten bei den Briefwählern erwartungsgemäß auch die Grünen, die zwei Sitze dazugewannen. Die Wahlbeteiligung stieg noch gegenüber dem vorläufigen Endergebnis - mehr dazu in SPÖ voran, ÖVP knapp vor der FPÖ (news.ORF.at) und in Die Ergebnisse der Nationalratswahl 2013 (ORF.at/wahl13).

Heftige Kritik und Rücktrittsforderungen

Freude bei den einen, Nachdenken bei den anderen: Die Reaktionen der steirischen Spitzenkandidaten auf die Ergebnisse der Nationalratswahl sind unterschiedlich - mehr dazu in Reaktionen der Spitzenkandidaten. Thema sind vor allem die Auswirkungen der Gemeindefusionen, denn die beiden „Reformpartner“ verloren in der Steiermark überproportional viel - mehr dazu in Gemeindeproteste wirkten sich aus.

Die Landesspitzen von SPÖ und ÖVP sehen allerdings die „Reformpartnerschaft“ nicht als Grund für das Debakel - mehr dazu in „‚Reformpartnerschaft‘ nicht schuld“ -, was zu Kritik aus den eigenen Reihen und zu Rücktrittsforderungen führte - mehr dazu in „Reformpartner“: Kritik aus den eigenen Reihen und in Gemeindeinitiative fordert Rücktritte.

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