Neues Dienstrecht „verschlechtert“ Unterricht

Die Bundes-Lehrergewerkschaft hat mögliche Kampfmaßnahmen der Lehrer befürwortet. Auch steirische Elternvertreter und angehende Lehrer befürchten eine schlechtere Unterrichtsqualität, wenn die Lehrer länger in der Klasse stehen müssen.

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dpa/Heiko Wolfraum

Die Lehrer sollen künftig mehr Stunden in der Klasse verbringen

Die Gewerkschaft öffentlicher Dienst lässt sich das Vorgehen der Regierung in Sachen Lehrerdienstrecht nicht gefallen. Die Bundeskonferenz der Lehrergewerkschaft hat am Mittwoch „Ja“ zu möglichen Kampfmaßnahmen gesagt. Gleichzeitig wird die Regierung aufgefordert, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. In welcher Form die Kampfmaßnahmen stattfinden sollen, steht noch nicht fest.

Schützenhilfe aus der Steiermark

Hauptkritikpunkt der Gewerkschaft ist vor allem die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, die sich negativ auf die Qualität des Unterrichts auswirken würde. Unterstützung bekommt die Gewerkschaft von steirischen Elternvertretern und angehenden Lehrern.

Elternvertreter: Zeit, um „Hefte nicht nur abzuhaken“

Die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung auf 24 Stunden pro Woche trifft vor allem die Lehrer an den mittleren und höheren Schulen, wo sie derzeit grundsätzlich 20 Stunden in der Klasse stehen. Andreas Waltenstorfer vom Landeselternverband Steiermark befürchtet, dass die längeren Unterrichtszeiten zu Lasten der Vor- und Nachbereitung gehen. „Jeder Trainer hat für eine Stunde Training genügend Vor- und Nachbereitungszeit und diese Vor- und Nachbereitungszeit braucht natürlich auch ein Lehrer“, sagt Waltensdorfer. „Auch wir Eltern fordern ja, dass Hefte nicht nur abgehakt werden, sondern Hausübungen gelesen, korrigiert und kommentiert werden. Das braucht Zeit und diese Zeit muss den Lehrern zur Verfügung stehen.“

Pflichtschulen: Mehr Arbeit, weniger Lohn

Beim Landesverband der Elternvereine, der nur für den Pflichtschulbereich zuständig ist, wird ein einheitliches Lehrerdienstrecht grundsätzlich begrüßt. Der Entwurf der Regierung würde laut Präsidentin Ilse Schmid auch Verbesserungen wie höhere Einstiegsgehälter vorsehen. Die höhere Unterrichtsverpflichtung würde die Pflichtschullehrer weniger treffen, weil sie jetzt schon länger in der Klasse stehen.

Verständnis für Streik gezeigt

Trotzdem sagt Schmid: „Wie das jetzt läuft ist natürlich extrem unfair, denn für die Lehrer in den mittleren und höheren Schulen ist es ein reines Sparpaket - weil ganz einfach bei einer Erhöhung der Arbeitszeit eine Verringerung des Lohnes vorgesehen ist. Das würde keine Berufsgruppe einfach so hinnehmen.“ Die Gewerkschaft kann bei möglichen Streikmaßnahmen zwar nicht auf die Unterstützung, aber zumindest auf das Verständnis der Elternvertreter zählen: Maßnahmen wie einen Streik würde sich „jede Berufsgruppe überlegen, wäre sie in dieser Situation“, so Schmid.

Junglehrern altes Dienstrecht empfohlen

Das einheitliche Dienstrecht soll ab 2019 verpflichtend sein. Ab dem kommenden Schuljahr ist aber schon ein freiwilliger Umstieg möglich. Angehende steirische Lehrer sind da skeptisch: „Es wird uns allen empfohlen, dass wir das alte Dienstrecht auswählen, solange es noch möglich ist“, berichtet Lukas Ainedter von der Hochschülerschaft der Pädagogischen Hochschule Steiermark, „weil das Neue einfach Dinge beinhaltet, die für uns keine Verbesserungen bedeuten.“

Hochschülerschaft überlegt Streikbeteiligung

Hauptkritikpunkte seien etwa die Vorrückung alle zwei Jahre, die es nur im alten Dienstrecht gibt - im neuen nach 13 Jahren zum ersten Mal - sowie, dass das neue Dienstrecht die Qualität des Unterrichts nicht steigere. Für Ainedter ist eine Streikbeteiligung vorstellbar: „Wenn das der Fall ist, wird in der österreichischen Hochschülerschaft besprochen, ob wir uns beteiligen, ob wir mitstreiken. Ein Streik ist sicherlich nicht die beste Lösung, aber vielleicht ist es die einzige Lösung, damit es zu einer Einigung kommt.“

Konkrete Maßnahmen noch in Planung

Das Ringen um ein neues Lehrer-Dienstrecht geht Mittwochnachmittag mit einer Sitzung der Lehrergewerkschaft weiter. Diese berät über Maßnahmen wie Informationsveranstaltungen oder sogar mögliche Streiks, nachdem die Bundesregierung das neue Lehrerdienstrecht ohne die Zustimmung der Lehrergewerkschaft beschlossen hat.

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