Junge Ärzte fordern mehr Praxis in Ordinationen
Wieviel Routine hat ein Jungarzt, wenn er in Kontakt mit dem Patienten tritt? Zu wenig meinen Jungmediziner und machen auf diese Missstände aufmerksam. Am Rande eines Kongresses für Allgemeinmedizin, bei dem derzeit in der Grazer Stadthalle über die Zukunft der Medizin diskutiert wird, wiederholten sie ihre Forderung nach einer längeren Lehrpraxis in Ordinationen.
Zu wenig Lehrzeit in der Ordination
Derzeit durchlaufen die Jungmediziner einen dreijährigen Turnus, überwiegend in verschiedenen Spitalsabteilungen. Nur sechs Monate sind dagegen für eine Praxis in einer Ordination vorgesehen. Diese Zeit sei zu kurz. Außerdem müsse die Lehrpraxis verpflichtend sein, sagen die Jungmediziner. Allgemeinmediziner, die später ja selbst eine Praxis aufmachen wollen, würden mehr Erfahrung im Berufsalltag einer Ordination brauchen.

APA/dpa/Rolf Vennenbernd
Mehr Praxis am Patienten wünschen sich die Jungen Allgemeinmediziner.
Dort sehe man den Patienten „nicht nur einmal punktuell für fünf Minuten, zehn Minuten, sondern man sieht ihn über sechs bis zwölf Monate“, sagte die Obfrau der Jungen Allgemeinmediziner in Österreich (JAMÖ), die Grazerin Maria Wendler. „Alle diese Dinge kann ich im Krankenhaus nicht machen – das ist aber ganz wichtig und essenziell für die Ausbildung zur Allgemeinmedizin.“
Ärzte zahlen Ausbildung zum Teil selber
Derzeit gibt es in der Steiermark nur mehr 13 Lehrpraxen. Ärzte, die eine Lehrpraxis führen, müssen nämlich einen großen Teil der Kosten für den Jungarzt selbst aufbringen. Wendler fordert nun von der Politik vehement eine Ausweitung der Lehrpraxen und auch strukturelle Veränderungen - sonst sei die ortsnahe medizinische Versorgung in Zukunft gefährdet.
Gruppenpraxen für umfassendere Versorgung
So müsse etwa die Gründung von Gruppenpraxen erleichtert werden: „Wenn ich drei, vier Kollegen in einem time-sharing-Modell habe, dann habe ich schon die Möglichkeit, dass ich von Montag in der Früh, sieben Uhr, bis Samstag Nachmittag die Ordination offen halte – nur, dass es nicht immer der gleiche Kollege ist“, erklärt Wendler. „Das würde auch die Versorgung der Bevölkerung wesentlich besser sichern.“