Grazer Forscher stellen Superpille vor

Statt zehn oder mehr Pillen am Tag zu nehmen, könnten Patienten in Zukunft mehrere Medikamente mit nur einer Tablette schlucken. Grazer Forscher entwickeln eine mehrschichtige Pille, die unterschiedliche Wirkstoffe nach und nach abgibt.

Seit fünf Jahren forschen Wissenschafter im pharmazeutischen Kompetenzzentrum RCPE an der Technischen Universität Graz, in den vergangenen beiden Jahren wurde an der Entwicklung einer neuartigen Tablette gearbeitet. Sie steht jetzt kurz vor der Serienreife und soll die weltweite Pharma-Szene revolutionieren.

Keine Tabletten-Flut mehr nötig

Die Super-Pille aus der Steiermark besteht aus mehreren Schichten, in denen jeweils unterschiedliche Wirkstoffe enthalten sind. Der tägliche Griff zu vielen verschiedenen Medikamentenpackungen könnte damit überflüssig werden. Für RCPE-Geschäftsführer Johannes Khinast ist das vor allem für die Patienten ein Fortschritt: „Das hat unglaubliche Vorteile, weil der Patient lieber eine Tablette statt 15 Tabletten schluckt und sich dann auch eher an die Therapie hält.“

Grafik mehrschichtige Pille

RCPE

So soll die Super-Pille zusammen geklebt werden.

Wirkstoffe nach und nach abgegeben

Mehrschicht-Tabletten wurden schon bisher hergestellt, dabei kam ein Press-Verfahren zum Einsatz. Dieses Produktionsverfahren hat laut Khinast aber nicht richtig funktioniert. Das jetzt von den steirischen Forschern entwickelte Klebe-Verfahren sei einfacher und ermögliche auch eine bessere Freisetzung der Wirkstoffe: „Mir ist es möglich, die eine Schicht sofort freizusetzen, die zweite nach einer Stunde und die dritte Schicht nach zwei Stunden und so weiter. Ich kann also hochgenau steuern, wie der Wirkstoff verabreicht und freigesetzt wird."

Das erlaube, so Khinast, große Möglichkeiten im Bereich einer besseren Therapie - und auch, „sehr gezielt in das Krankheitsgeschehen einzugreifen.“

Maschine zur Herstellung wird noch entwickelt

Mit der mehrschichtigen Tablette kann auch die Dosierung besser auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden, so Khinast. Die Einsatzgebiete würden von Nahrungsergänzungsmitteln über Vitamine bis hin zu Krebserkrankungen reichen.

In zwei Jahren soll die Pille auf den Markt kommen. Zuerst entwickelt jetzt das steirische Unternehmen „M+R Automation“ einen Tablettenklebeautomaten zur Herstellung der Mehrschicht-Tablette.

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