Graz baut Fernwärme stark aus

Rund 40 Prozent des Bedarfs an Raumwärme werden in Graz bereits durch Fernwärme gedeckt. Eine neue Hoffnung ist die Nutzung von Abwärme aus der Industrie - hier bleibt allerdings noch einiges zu tun.

Wenn auch sonst die Maßnahmen, die Graz gegen das Feinstaubproblem ergriffen hat, oft als halbherzig bezeichnet werden - beim Thema Fernwärme ist tatsächlich etwas weitergegangen: Rund 900 Gigawattstunden (GWh) für rund 40.000 angeschlossene Haushalte kommen bereits aus der Fernwärme. Damit werden rund 40 Prozent des Raumwärmebedarfs auf diese Weise gedeckt. Die Anzahl der Quartiere mit einem verpflichtenden Fernwärmeanschluss wurde heuer ausgeweitet.

Neubauten nur mit Fernwärme

„In den vergangenen drei Jahren haben wir aus Gründen der Luftreinhaltung das Tempo enorm erhöht“, bilanziert Werner Prutsch, Leiter des Grazer Umweltamtes. In diesem Zeitraum wurden allein 7.000 Wohnungen angeschlossen, knapp neun Millionen Euro an Fördermitteln stellten Stadt und Land dafür bereit.

Seit 2012 gibt es auch einen Anschlusszwang für ausgewiesene Quartiere wie zum Beispiel Wohnblöcke: im Vorjahr für die ersten zwei, seit heuer für weitere elf. Neubauten müssen automatisch mit Fernwärme versorgt werden, außer es werden umweltfreundliche Alternativen nachgewiesen.

Gaskraftwerk unrentabel - Kohlekraftwerk genutzt

Nicht ganz so zufrieden ist man mit der Entwicklung bei der Wärmeaufbringung: Zwar hat die Energie Steiermark die Leitung von Graz nach Mellach verstärkt, weil aber das neue Gaskombikraftwerk dort aus Kostengründen kaum in Betrieb ist, erfolgt die Belieferung zu rund 70 Prozent weiter aus dem benachbarten Kohlekraftwerk. „Das ist von Effizienz und Umweltschutz her nicht optimal, außerdem fehlt das Back-up“, gab Landesenergiebeauftragter Wolfgang Jilek zu bedenken.

Noch veralteter ist die Anlage in der Puchstraße, die zur Deckung von Spitzen im Heizwärmebedarf herangezogen wird und über keine Kraft-Wärme-Kopplung verfügt: „Quasi ein überdimensionaler Durchlauferhitzer“, so Prutsch.

Wärme aus der Papierfabrik

Gewisse Hoffnungen hat man an den Ausbau der Nutzung von Industrieabwärme geknüpft - derzeit kommen allerdings erst rund fünf Prozent des Bedarfs aus der Marienhütte. Die politische Ankündigung von 2012, wonach ab 2016 rund 18.000 Haushalte mit Prozessabwärme der Papierfabrik Sappi in Gratkorn versorgt werden sollen, hat sich jedoch als verfrüht herausgestellt. Noch haben sich die Kooperationspartner nicht zusammengerauft: Das Projekt liegt auf Eis, wie es aus dem Rathaus heißt. Kleinere Mengen an Prozessabwärme werden von Sappi schon jetzt über private Nahwärmenetze für die Anrainergemeinden bereitgestellt.

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