Filzmaier: Parteien müssen Nachwuchs fördern

Drei Politiker haben sich diese Woche zurückgezogen, darunter zwei Jungpolitiker: Laura Rudas und Wolfgang Moitzi. Der Politologe Peter Filzmaier sieht darin nicht nur einen Nachwuchsverlust, sondern ein demokratiepolitisches Problem.

Es ist offenbar die Woche der politischen Rückzüge: Am Montag hat sich SPÖ-Bildungssprecherin Laura Rudas aus der Politik verabschiedet, am Mittwoch verkündete die steirische Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) ihren Rücktritt - mehr dazu in Edlinger-Ploder zieht sich aus Politik zurück. Und auch die Sozialistische Jugend muss sich einen neuen Vorsitzenden suchen: Der Judenburger Wolfgang Moitzi wird nicht mehr kandidieren - mehr dazu in SJ-Chef Moitzi wechselt in die Privatwirtschaft.

Neue Wählergenerationen kommen nach

Alle drei gaben persönliche Beweggründe als Auslöser für ihr Ausscheiden an. Der Politologe Peter Filzmaier ortet allerdings auch eine gewisse Politverdrossenheit unter den jungen Politikern - ein Problem, denn die Parteien könnten mit dem Politik- auch den Wählernachwuchs verlieren.

Derzeit gehöre zwar jeder zweite Wähler der Generation 50 plus an, doch für ihre strategische Entwicklung müssten sich die Parteien auch die Frage stellen, ob sie für ihre nächste Wählergeneration überhaupt noch geeignete Kandidaten haben: „Es kommen neue Wählergenerationen nach und die werden sicher nicht angesprochen von jetzt schon ebenfalls nahe dem Pensionsalter befindlichen Spitzenpolitikern“, sagt Filzmaier. Ein Umdenken sei jedenfalls notwendig.

Illusionen schnell geraubt

Unter anderem müssten Parteien gezielt den Nachwuchs fördern, um nicht eine ganze Politikergeneration und deren Wähler zu verlieren, so Filzmaier. Doch nicht nur das: Wenn junge Hoffnungsträger die Politik verlassen und Politiker als Beruf unattraktiv wird, sei das auch ein demokratiepolitisches Problem, so der Politologe: „Wenn es sich in diese Richtung entwickelt, finden wir umso mehr nur Parteisoldaten oder zweifelhafte Glücksritter.“

“Ab und zu Lob“ gewünscht

Traditionelle Parteien wie die ÖVP und die SPÖ seien ähnlich wie Pyramiden organisiert. Man beginne langsam und ohne Kritikmöglichkeit sich von unten hochzuarbeiten. Bis man ein Alter erreicht, indem Politik umsetzbar wird, seien einem die Illusionen bereits genommen worden.

Aber auch Politiker wollen Anerkennung für ihre Arbeit, so Filzmaier: „Es muss sich nur jeder überlegen, warum mache ich meinen Beruf. Das eine ist natürlich Idealismus und Freude an der Tätigkeit, das sollte man auch Politikern zuerkennen. Das zweite ist aber soziale Anerkennung. Wir alle machen beruflich lieber etwas, wo wenigstens ab und zu uns jemand Lob ausspricht.“

Streit um das Geld: „Warum sich dem aussetzen?“

Ebenfalls wenig attraktiv für das Berufsbild: die wiederkehrenden Debatten über Politikergehälter. Dass Politiker gut bezahlt werden, sei eine Debatte, die öffentlich nicht gewinnbar sei, so Filzmaier: „Es ist immer viel zu viel. Und selbst wenn die Politikergehälter morgen halbiert würden, heißt es übermorgen schon wieder, du bekommst viel zu viel Geld für zu schlechte Arbeit. Warum sollte man sich als engagierter, guter Politiker dem auf Dauer aussetzen wollen?“