Neue Ärztearbeitszeit unter Dach und Fach

Die Steiermark hat als erstes Bundesland neue Arbeitszeiten für Ärzte fixiert. Das Land Steiermark, die Krankenanstaltengesellschaft und die Ärztekammer konnten sich einigen. Die Arbeitsbedingungen sollen dadurch attraktiver werden.

Die Steiermark ist das erste Bundesland, das eine Einigung vorlegen kann, so Gesundheitslandesrat Christopher Drexler: „Das ist die entscheidende Botschaft für die Steirerinnen und Steirer, dass entgegen der Situation in anderen Bundesländern, wo noch alles offen ist, wo es Protestversammlungen gibt, wo es möglicherweise Streiks geben wird, wir hier alles getan haben, dass wir ab 1. Jänner 2015 die gewohnt qualitätsvolle Versorgung sicherstellen können.“

Vorgabe der Europäischen Union

Hintergrund ist eine Vorgabe der Europäischen Union, die besagt, dass Ärzte nur mehr 48 Stunden pro Woche arbeiten dürfen. Derzeit sind bis zu 72 Stunden Wochenarbeitszeit für Ärzte möglich. Daher hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) einen entsprechenden Änderungsentwurf für das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz vorgelegt. 2015 soll es in Kraft treten.

Arbeitszeit wird bis 2021 schrittweise gesenkt

Ab diesem Zeitpunkt können Ärzte nur noch mit ihrer schriftlichen Zustimmung einer sogenannten „Opt-Out-Regelung“ länger als durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten. Stimmen die Ärzte dieser freiwilligen Regelung zu, dann wird die Arbeitszeit bis 2021 schrittweise auf 48 Stunden pro Woche gesenkt. Die Folge dieser Neuregelung ist ein deutlicher Mehrbedarf an Dienstposten für Ärzte. Umsetzen müssen dieses neue Gesetz aber die Länder.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Helmut Schöffmann berichtet in „Steiermark heute“ über die Einigung bei den Ärztearbeitszeiten

Grundgehälter werden angehoben

Die Grundgehälter werden zwischen zehn und 18 Prozent erhöht und auch sonst werden die Arbeitsbedingungen attraktiviert, betont Kages-Vorstandsvorsitzender Karlheinz Tscheliessnigg: „Neben diesen Gehaltsverhandlungen sind natürlich auch die nötige Ausbildung, der Ausbildungsoberarzt, die Fortbildung, die bezahlte Fortbildung, ein eigener Fortbildungsarzt, der Wiedereinstieg nach Karenzen, auch das, in mehreren Stufen ist bis zum Jahr 2021 angedacht.“

Arzt

APA/Helmut Fohringer

Bis zu 70 Millionen Euro würde der zusätzliche Bedarf an Ärzten kosten

Bis zu 450 zusätzliche Ärzte

In der Steiermark hat die Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) davon gesprochen, dass bis zum Jahr 2021 mindestens 400 bis 450 zusätzliche Ärztestellen notwendig sein werden. Die Zusatzkosten werden im ersten Jahr von der Kages selbst getragen, sagt Finanzvorstand Ernst Fartek.

Gesundes Wirtschaften in der Vergangenheit mache das möglich: „Einsparungen, die das Unternehmen erreichen konnte, kommen wieder der Patientenversorgung zugute. In Summe gehen wir davon aus, dass im nächsten Jahr rund 28 Millionen Euro mehr an Aufwendungen für diese Attraktivitätssteigerung notwendig sein werden.“ In den Folgejahren wird dann mit jährlichen Zusatzkosten von rund 35 Millionen Euro gerechnet, die das Land budgetieren muss.

In den übrigen Bundesländern ist man von einem Abschluss noch weit entfernt. Besonders verfahren scheint die Situation in Kärnten. Hier hat es bereits erste Betriebsversammlungen gegeben und die Ärzte drohen damit, dass sie für den Fall, dass das Grundgehalt nicht deutlich angehoben wird, schon ab 1. Jänner 2015 nur mehr 48 Stunden pro Woche arbeiten werden - mehr dazu in Streitkultur: Ärzte fordern mehr Geld (6.10.2014; kaernten.ORF.at).

Links: